Familiengeschichte aus der Vogelperspektive

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janicka13 Avatar

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Unlängst habe ich einige Romane gelesen, die mir die Endlichkeit des Lebens bewusst gemacht haben. Das ist wertvoll, um sich des Wertes des Moments bewusst zu werden, aber es kann auch ein wenig deprimierend sein.
Der Familienroman "Malvenflug" von Ursula Wiegele führt mit seiner Vogelperspektive auf mehrere Familiengenerationen in Österreich, Mähren, der Schweiz und Italien zu einer ganz anderen Stimmung. Man fiebert mit der einzelnen Familienmitgliedern mit, versteht manch eine Verhaltensweise nicht, respektiert dafür eine andere. Durch den Blick auf so viele Familienmitglieder bleibt bei mir aber ein Gefühl zurück: Am Ende kommt es nicht nur auf das Leben des Einzelnen an, sondern auf das Familiengefüge und darauf, dass die Familie in Kontakt bleibt und sich gegenseitig unterstützt, wenn nötig. Dieses Gefühl habe ich gerade gebraucht und bin froh, es in "Malvenflug" gefunden zu haben.
Von der Erzähltechnik her fand ich die Aufteilung in zwei Teile sehr gut gewählt. In Teil 1 helfen ihm viele kurze Erzählungen aus den Perspektiven der Familienmitglieder, die unterschiedlichen Charaktere kennenzulernen und ihnen durch den Zweiten Weltkrieg zu folgen. In Teil 2 war ich zunächst überrascht und fast etwas enttäuscht, dass die älteste Tochter Helga die Erzählung übernommen hat. Der Leser erfährt durch ihre Erinnerungen und ihr Erleben, wie die Leben der anderen weiter verlaufen sind, vor allem aber, wie sich ihr Leben entwickelt hat. Die Erzählung erfolgt nur noch aus Helgas Perspektive. Nach einigen Seiten wusste ich diesen Wechsel im Erzählstil aber zu schätzen, weil er eine andere Tiefe zulässt, auch wenn er weniger kurzweilig daherkommt.