Knapp und einprägsam. Ursula Wiegeles Roman vermittelt die Mentalität des Jahrhunderts der Extreme.

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marecek Avatar

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Gut recherchierte Details in dem Roman "Malvenflug" machen die verknotete Geschichte Mitteleuropas seit 1940 gut nachvollziehbar. Eine gescheiterte Ehe einer aus Gailtal stammenden Frau mit einem "Luftikus aus Brünn", aus der vier schwer geprüfte Kinder stammen. Eröffnet wird der kurze Roman durch eine Reihe von knapp skizzierten, aber trotzdem präzis erfassten Szenen zwischen Brünn, Davos, Graz und Tirol. Die Eltern versuchen die Chancen die Nazi-Zeit zu nutzen, um den unglücklichen Anfang wieder gut zu machen. Die Zwillinge leben bei den Eltern des ehebrecherischen und hystrionischen Vaters in Mähren, sehnen sich nach der Mutter, die sich als Köchin in einem von Nazis besuchten Davoser Hotel abrackert. Der ältere Sohn leidet an einer lieblosen Umgebung in Gailtal, die älteste Tochter sucht ihren Lebensinn im Klosterleben. Der durch Nazi-Kontakte vor dem Fronteinsatz verchonte Vater versucht durch eine reiche Heirat aus der Schuldenfalle herauszukommen. Der Leser vermutet, dass nach dieser spannenden Exposition der Anfangssiege des NS-Deutschands mit dem Jahr 1945 allen Figuren noch viel Unglück bevorsteht, wartet aber auf einen doch (halb)tröstlichen Ausgang, den der Titel "Malvenflug" verspricht.