Solide Familiengeschichte

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Ursula Wiegeles „Malvenflug“ ist eine Familiengeschichte, in denen die Frauen im Mittelpunkt stehen sollen. Gerade Vater Pavel, ein regelrechter Hallodri, kommt dabei schlecht weg; er macht nur das, worauf er gerade Lust hat. Mutter Emma ist allerdings nur einen Deut besser, denn sie kümmert sich auch nicht selbst um die vier Kinder, Helga, Alfred, Lotte und Fritz, sondern ist nach Davos gegangen um zu Arbeiten. Sie will die Schulden abbezahlen und genug verdienen, um den Kindern ein gutes Leben zu ermöglichen. Das ist zur Zeit des zweiten Weltkrieges, wo der erste Teil des Romans spielt, nicht leicht. Einblicke in die Leben der Kinder wechseln mit denen der Eltern. Die Schwere und Unsicherheit der Zeit wird deutlich. Im zweiten Teil rekapituliert die älteste Tochter Helga die Erlebnisse nach dem Krieg.
„Malvenflug“ ist die Geschichte einer Familie, die aus Trennung und darauffolgende Wiedervereinigung beruht, zumindest für die Geschwister. Aspekte, die in einer Zeit, die vom Krieg beherrscht wurde und in der Zerrissenheit an der Tagesordnung war, nicht verwunderlich sind. Daher war auch der Roman nicht überraschend. Die gepriesenen starken Frauenfiguren waren zwar vorhanden, aber Standen nicht so im Mittelpunkt, wie ich erwartet und erhofft hatte, denn im Grunde war das Verhältnis ausgeglichen. Auch der Charakter der Mutter war für mich schwierig, denn sie hat zwar ihre Kinder aus gutem Grund verlassen, ihre Rückkehr aber immer weiter nach hinten geschoben und dadurch viel verpasst. Ihrer Meinung nach sollte Helga als Älteste ihre Position einnehmen.
Sprachlich war es gut, aber nicht außergewöhnlich. Zwar bin ich über die ein oder andere Formulierung gestolpert, aber das ist so als Deutsche bei österreichischer Lektüre. Den Lesefluss hat das nicht gestört.
„Malvenflug“ ist ein solider Roman, aber nicht verblüffend. Wer eine gut konstruierte Familiengeschichte während des zweiten Weltkrieges lesen möchte, macht hier nichts falsch, aber mehr sollte man auch nicht erwarten.