Vielschichtiger Familienroman

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irismaria Avatar

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Das Cover von Ursula Wiegeles Roman Malvenflug ziert das Bild eines Obstbaums mit gelben Früchten, auf dem sich zwei Vögel niedergelassen haben. Es ist in gedeckten Farben gemalt und wirkt auf mich sehr stimmungsvoll. Im Roman selbst geht es um eine Familiengeschichte mit starken Frauenfiguren. Der erste Teil spielt in den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, der zweite Teil einige Jahrzehnte später. Durch das unterschiedliche Leben der Familienmitglieder werden viele Themen angesprochen.
Der Familienvater Pavel Prochazka ist ein Lebemann und Hallodri. Wegen seiner Schulden hat sich seine Frau Emma von ihm getrennt und ist aus dem Sudetenland in die Schweiz gegangen, um dort zu arbeiten. In der Schweiz ist sie vor dem Krieg geschützt und kann ihr Talent als Köchin und Bäckerin ausleben, hat aber ihre Kinder nicht bei sich, die oft vergeblich auf einen Besuch von ihr warten. Die vier Kinder wurden aufgeteilt. Die Zwillinge Lotte und Fritz wohnen bei den Großeltern väterlicherseits in Brünn. Der älteste Sohn Alfred ist im Internat, an einer nationalsozialistischen Schule, seine Schwester Helga tritt als Novizin in ein Kloster ein. Die Kinder gehen ganz unterschiedlich damit um, dass die Familie auseinander gerissen ist.
Der zweite Teil der Geschichte wird von Helga erzählt, die auf die Familiengeschichte zurückblickt während sich alle in Italien am Meer treffen. Es ist interessant zu lesen, wie sich das Leben der Familienmitglieder entwickelt hat, teilweise mit ganz unerwarteten Ereignissen, teilweise mit bestimmten Mustern, die immer wieder auftauchen.
Das Buch hat mir gut gefallen. Es ist sprachlich schön geschrieben und erzählt das Leben einer auseinander gerissenen Familie an unterschiedlichen Orten Europas, was Einblicke in ganz verschiedene Lebensentwürfe gibt.