Nichts ist so abstrus wie das reale Leben

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flinke feder Avatar

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„Mama mag keine Spaghetti“ – der neue Roman von Tessa Henning ist bei mir eingetroffen. Das Cover finde ich recht witzig, zumal es mich an die Taubenschwärme auf dem Markusplatz in Venedig erinnert. Das einzige, was nicht typisch venezianisch ist, sind Unmengen Hühner. Aber was es damit auf sich hat, erfährt der Leser am Ende des Buches. Protagonisten:

- **Hannah** - frisch getrennt von ihrem Mann (auf dessen Wunsch) und Mutter von Julia, die in den letzten Jahren mehr als Mutter und Ehefrau funktioniert hat. Darüber hat sie fast vergessen wie es ist einfach nur Frau zu sein.
- **Julia und Lorenzo** - Tochter und Schwiegersohn in spe, deren Hochzeit mit Irrungen und Wirrungen das Grundgerüst des Buches bilden
- **Michael** - Noch-Ehemann von Hannah, der mit Katrin seiner neuen Flamme auf der Hochzeit von Julia auftaucht. Dies sorgt in ein oder anderer Weise für Gefühlschaos auf allen Seiten.
- **Gina und Antonio** - die Eltern von Lorenzo, Gastgeber der Hochzeit und die eine scheinbar glückliche Ehe führen.
- **Franco** - der Bruder von Gina, der Hannah aus ihrem „Mutter-Ehefrau-Schneckenhaus“ herausholt und ihr wieder zeigt, wie es ist zu leben.
Nach den ersten zwei Kapiteln der Leseprobe erwartete ich eigentlich einen locker-lustigen Roman, welcher mit einem Augenzwinkern die Klischees einer deutsch-italienischen „Familienzusammenführung“ behandelt. Dem ist nicht so – Tessa Henning nimmt einen auf eine Art Vergangenheitsbewältigung von Hannah mit. Während die Hochzeit von Lorenzo und Julia das Basisgerüst der Geschichte bildet, entwickelt sich immer mehr die Geschichte von Hannah zu dem Teil, der einen als Leser interessiert. Es entwickelt sich eine berührende Erinnerung an eine Liebe, die durch mangelnde Lebenserfahrung und den daraus resultierenden Schicksalsschlag nicht sein konnte – eine Auseinandersetzung mit einer scheinbar erloschenen Liebe, die wieder entfacht wird und eine Liebe, die sich zu einer Freundschaft entwickelt. Von einigen Rezensenten wurde die Geschichte dahingehend kritisiert, dass einfach zu viele Dinge geschehen, so dass die Geschichte konstruiert wirkt. Dem kann ich mich in keinster Weise anschließen, denn Nichts ist so abstrus wie das reale Leben. **Fazit:** Eine schöne berührende Liebesgeschichte mit viel italienischem Temperament, einer Portion Humor und Wortwitz.