Die gute alte Zeit?

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alexx4u Avatar

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Wer in den 1990ern groß geworden ist, wird "Man vergisst nicht, wie man schwimmt" unbedingt lesen wollen. Die Unbeschwertheit dieser Zeit, das Lebensgefühl, die Freiheit und die Unendlichkeit der Möglichkeiten: Irgendwie ist uns das mindestens in den vergangenen zwei Jahren abhanden gekommen. Also: her mit den Erinnerungen!
Die Geschichte, die Christian Huber in seinem Buch spinnt, könnte auf den ersten Blick allerdings zu jeder Zeit spielen. Der Leser fragt sich, warum sie ausgerechnet in den 90ern angesiedelt ist. Denn die stehen zuvorderst eher durch Name-Dropping und einem Hauch von "American Pie"-Stimmung im Fokus. Andererseits gibt es gute Gründe, warum die Handlung unbedingt damals stattfinden musste. Hauptfigur Krüger, ein ziemlicher Loser, lebt gerade seine nerdige Jugend und hat ganz offensichtlich irgendwas erlebt, das ihn, das frühere Schwimm-Ass, seit Jahren davon abhält, ins Wasser zu gehen. Und so verbringt er den letzten Tag des Sommers, um den sich das Buch dreht, mit seinem Kumpel und erlebt dabei die volle Ladung dessen, was so ein letzter Sommertag parat halten kann.
Letztlich geht es um genau diese Erlebnisse und um die Vergangenheit von Krüger. Wie bereits gesagt, so richtige 90er-Stimmung mag nicht unbedingt aufkommen. Das erwähnte Name-Dropping im ersten Teil des Buchs ist mitunter sogar nervend. Aber die Geschichte zieht einen doch irgendwie mit und man blättert gerne zur nächsten Seite. Und unterschwellig ergibt das Setting dann schon Sinn, weil wir inzwischen zu einer (vermeintlich?) toleranteren Gesellschaft geworden sind. Lesenswert ist das Buch allemal - wenngleich man nicht - wie suggeriert - einen typischen Neunziger-Roman erwarten sollte.