Popcorn-Literatur as its best

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angie99 Avatar

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Pascal ist 15 und lebt alleine mit seiner Mutter, die selten zuhause ist und ihm deswegen gerne Nachrichten hinterlässt: „Genieß den Tag, Pascal!, stand manchmal auf den Zetteln auf dem Küchentisch. Und mit einem Smiley: Carpe Diem! Carpe Diem. Witzig. In Latein war ich dieses Jahr um ein Haar durchgefallen. Und außerdem: Ich genoß jeden Tag. Ich carpte alles raus aus dem Diem. Schlafend. Bis Mittag.“ (S. 13)

Christian Hubers Roman „Man vergisst nicht, wie man schwimmt“ widmet sich einem einzigen Tag im Leben seines Hauptprotagonisten, dem Tag, der alles verändert. Da sich aber mit einem schlafenden Hauptprotagonisten schwer ein 400seitiges Buch füllen lässt, wird Pascal, den alle nur Krüger nennen, am 31. August 1999 von seinem besten Freund Viktor aus dem Bett geklingelt. Und wird aus diesem Diem bis tief in die Noctem alles herauscarpen. Versprochen!

Was mit Wochenblatt austragen und auf der Playstation der Spielwarenabteilung zocken anfängt, entwickelt sich bald zu einem sich immer dichter zusammenbrauenden Sturm aus Ereignissen. Diese hier anzudeuten, hätte Spoiler-Potenzial, weshalb ich dazu rate, sich einfach vom Lauf der Dinge, die erst spät in der Nacht ein abruptes Ende finden, überraschen zu lassen.

Was man verraten darf: die Themen sind jugendlich, die Sprache ist es auch, aber ohne es zu übertreiben. Der Autor versucht natürlich, das 90er-Jahre-Feeling hinüberzubringen, was in den ersten Kapiteln in erster Linie mit der Erwähnung von musikalischen Hits und Markennamen erfolgt und teilweise etwas aufgesetzt wirkt, sich aber bald verläuft. Allerdings wird Jede:r, der sich selbst zu den 90ern-Jugendlichen zählen darf, sich gerne wieder zurück entführen lassen in eine Zeit, in der die Hosen in den Knien hingen und man noch Münzen für die Telefonzelle brauchte… *hach ja….* Hat bei mir prima funktioniert!

Und sowieso und überhaupt – Huber hat mit diesem Buch alles richtig gemacht: nahbare Figuren, eine absolut mitreißende Storyline in kurzen Kapiteln, die meistens mit einem Cliffhanger enden, viel Atmosphäre und: Action, Humor, Tiefgang, alles dabei. Beste Unterhaltung im positiven Sinne!
Im Mittelteil gab es ein paar übertriebene Wendungen, die mich dann doch mal die Augen verrollen ließen – allerdings hat mich das Ende wieder so überzeugt, dass ich dabeibleibe: Prima Buch! Schwimmsachen einpacken, Playlist an, lesen!!!

„ – Du stürzt dich so in alles. Mitten rein. Während ich immer… befürchte, zu stürzen. – Du sollst ja auch nicht stürzen. Du sollst dich fallen lassen.“ (S. 197)