Manchmal muss man gehen

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marakkaram Avatar

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... um zurückzufinden.

>> Luca runzelte die Stirn “Auf sich zu achten bedeutet auch, um Hilfe zu bitten.” >>

Ein mutiges Buch, bei dem nicht nur Mütter so manches Mal einen Kloß im Hals haben werden.

Dauerstress bestimmt das Leben von Maribeth; Abgabetermine, Job, Haushalt, private Verpflichtungen und 4-jährige Zwillinge. Da ist es fast kein Wunder, dass sie ihren Herzinfarkt für Magenprobleme hält und selbst die passen grad so gar nicht in die Planung...

Einige Wochen später: Maribeth kommt nach einer Not-OP am offenen Herzen wieder nach Hause und muss lernen, ihr Leben ganz langsam wieder in den Griff zu bekommen. Ihr Mann hat ihr eine Erholungsblase versprochen und auch ihre Mutter ist da, um ihr den Haushalt und die Kinder abzunehmen. Und trotzdem verfallen alle sofort wieder in den gewohnten Alltagstrott. Maribeth fühlt sich komplett überfordert. Sie findet keine Ruhe um sich zu regenerieren und erstmal wieder zu sich selbst zu finden. Im Gegenteil, sie hat das Gefühl das jeder an ihr zerrt.

In einer Kurzschlussreaktion packt sie ein paar Sachen zusammen, hebt Bargeld ab und geht. Ihrer Familie hinterlässt sie nur einen Zettel auf dem Küchentisch...

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Ja, das Thema ist mutig und ich war mir im ersten Moment gar nicht so sicher, ob ich das haben muss. Andererseits mag ich Gayle Forman sehr und war neugierig, wie sie es umsetzt. Das mich die Geschichte aber dann so packt und in ihren Bann zieht, damit habe ich nicht gerechnet.

Womit die Autorin mich immer wieder begeistert, sind ihre Charaktere. Einfach Durchschnittstypen, Menschen wie Du und ich, mit sehr viel Liebe ausgearbeitet, so menschlich, mit alle ihren Fehlern, Stärken und Schwächen - man identifiziert sich recht schnell mit ihnen.

Das ist auch die große Stärke dieses Romans. Ich kann es schlecht in Worte fassen, aber es isst ein wenig so, als wäre Maribeth meine beste Freundin, deren Entscheidungen ich vielleicht nicht alle gutheisse, aber aktzeptiere und unterstütze. Dadurch, dass man ihren Weg und die Entwicklungen so nah miterlebt, kam bei mir auch nie das Gefühl auf, sie wäre eine Rabenmutter.

Der Schreibstil von Gayle Forman ist klar und straight und transportiert die Emotionen optimal. Die anfängliche Überforderung war schon fast erschreckend greifbar.

Mir hat die Geschichte, mit all ihren Facetten, unheimlich gut gefallen. Es geht um viel mehr, als nur um eine Frau, die ihre Familie verlässt. Es ist eine Suche nach der eigenen Identität. Und manchmal muss man sich erst verlieren, um zulassen zu können, dass man sich wiederfindet.

Fazit: Ein tiefgründiger sehr lebensnaher Roman, der einen innehalten lässt und zum nachdenken bringt. Eine Geschichte, die noch lange nachhallt.