Ungewöhnlich

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regenprinz Avatar

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Dieser Roman von Gayle Forman hat mich ziemlich überrascht.
Beginnt die Geschichte um Maribeth doch eher so, wie man glaubt, es schon öfter gelesen zu haben: Frau über vierzig, zerrieben zwischen stressigem Job und Familie mit gleich zwei kleinen Kindern, zuständig für alles und jeden, Wichtiges und Unwichtiges, die plötzlich vom Leben einen ernsten Warnschuss erhält: Herzinfarkt.
Nach Not-OP und weiterem Drama zu Hause, wo keiner auf ihre Bedürfnisse und angeschlagene Gesundheit Rücksicht nehmen will, haut sie einfach ab und lässt ihre Familie zurück. Ohne jeden Hinweis, wo sie sich aufhält. Wochenlang.
Spätestens da wurde mir klar, dass dies keine der üblichen Geschichten sein kann. Denn Maribeth passt in kein Schema. Sie ist stur, ziemlich unnahbar und durchaus eigenbrötlerisch, sobald sie die Ketten ihres bisherigen Alltags abgestreift hat.
Und so findet man im Verlauf der Handlung auch keins der bekannten Klischees - weder verliebt sie sich Hals über Kopf neu oder stürzt sich in eine wilde Affäre, noch werden alle aufgeworfenen Fragen ihres Lebens beantwortet. Stattdessen lernt man als Leser eine ganze Reihe besonderer Nebenfiguren kennen, denen Maribeth in Pittsburgh begegnet. Das Thema "Adoption" wird zentral, doch auch hierzu gibt es am Ende keine simplen Lösungen. Im Gegenteil, ich wurde bis zum Ende immer wieder von der Entwicklung der Handlung überrascht.
Der Roman liest sich zudem angenehm leicht. Die eingestreuten Briefe, Mails oder Chatverläufe fügen sich ein, ohne zu stören.
Wer Figuren und Geschichten mag, die über herkömmliche Muster hinausgehen und bereit ist, sich vorurteilslos auf eine "Rabenmutter" wie Maribeth einzulassen, wird an diesem Roman sicher Freude haben. Ich habe das Buch jedenfalls mit viel Vergnügen gelesen.