Niemals aufgeben!

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sapere_aude Avatar

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Bernardine Evaristo, Booker-Preisträgerin des Jahres 2019, hat mit "Manifesto" eine Mischung aus Autobiografie und kämpferischem Ratgeber geschrieben. Sie beschreibt darin von den Dingen, die sie prägten, kränkten und stärker machten und wie sie am Ende wundersamerweise beim Booker-Preis ankam. Prägend in der Kindheit war die dunkle Hautfarbe, die sie von ihrem Vater geerbt hat und die entscheidend bestimmt, wie sie und ihre Familie wahrgenommen und behandelt werden. Als Schwarze in einer weißen Wohngegend werden sie schikaniert und bedroht und es ist bemerkenswert, dass ihr Eltern den Willen nicht verlieren, sich politisch und sozial zu engagieren. Gepaart aus dieser gesellschaftlichen Zurückweisung einerseits und dem politischen Engagement andererseits zieht Evaristo eine Kraft und eine Lebenseinstellung, die sie kompromisslos ihren eigenen Weg gehen lässt und durch die sie zugleich andere teilhaben lassen möchte. Was sich einfach und gradlinig liest, ist es nie gewesen. Evaristo schildert ihre diversen Umzüge in London, ihre Aushilfsjobs und teils sehr komplizierten und ungesunden Beziehungen. Dass sie nie falsch Entscheidungen getroffen hätte, könnte man objektiv bestreiten, aber Evaristo gelang es, diese Erfahrungen für ihr literarisches Schreiben und Erzählen zu nutzen.
Was sich durchzieht, ist ihr Willen, nicht aufzugeben und sich trotz allem nicht unterkriegen zu lassen. In Evaristos Falls hat sich diese Haltung ausgezahlt.
Manifesto liest sich flüssig und bisweilen eher wie eine wissenschaftliche Arbeit als ein Roman oder Sachbuch. Interessant ist das Buch für alle, die sich für die Autorin selbst, das Schreiben an sich oder auch für die Lebenswege schwarzer (britischer) Frauen interessieren.