Spannendes Buch über eine fabelhafte Frau

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Als sie 2019 für ihren Roman „Mädchen, Frau etc.“ den Booker Prize erhielt, wurde Bernardine Evaristo über Nacht berühmt, dabei hatte sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine vierzigjährige Karriere in der Theaterarbeit und als Schriftstellerin hinter sich. Aufgewachsen als Kind eines Nigerianers und einer Britin ist sie von Beginn an immer diejenige, die heraussticht und auch im Gefüge ihrer Familie bleibt sie auf eine gewisse Weise von ihren Geschwistern isoliert. Auf der Theaterbühne und in der Lyrik findet sie erstmals den Raum, ganz sie selbst zu sein und entwickelt sich künstlerisch immer weiter.

In „Manifesto. Warum ich niemals aufgebe“ lässt die Schriftstellerin und Professorin für Kreatives Schreiben Bernardine Evaristo ihr Leben Revue passieren. In insgesamt zehn Kapiteln gewährt sie Einblicke in ihre Herkunft und Kindheit, erzählt von Beziehungen, die sie beflügelt, aber auch am Boden gehalten haben, von Erfahrungen mit Rassismus und ihrem wachsenden Aktivismus und vor allem von ihrem kreativen Schaffen. Die Kapitelzählung nimmt sie dabei in allen Sprachen vor, die ihr etwas bedeuten: Englisch als ihre Muttersprache, Yoruba als Sprache ihres Vaters, die sie zu ihrem Bedauern nicht beherrscht und Altenglisch, Gälisch und Portugiesisch für ihre Vorfahren auf beiden Seiten der Familie. Ergänzt wird der Text noch durch Bildtafeln am Ende des Buches, die den genannten Personen wortwörtlich ein Gesicht verleihen.

Besonders ansprechend an Evaristos Art und Weise, über sich selbst zu schreiben, ist die Tatsache, dass sie ihr eigenes Handeln und ihre Ansichten immer wieder kritisch betrachtet und auch zugeben kann, wenn sie in der Vergangenheit falsch gehandelt hat oder sich ihre Gedanken zu einem bestimmten Thema inzwischen gewandelt haben. Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, macht sie aber vermutlich aus genau diesem Grund zu so einer glaubhaften Streiterin für die Rechte marginalisierter Gruppen.

Fazit: Ein spannendes Buch über eine fabelhafte Frau – an manchen Stellen hätte es jedoch gerne noch etwas ausführlicher sein dürfen