Werdegang einer phantastischen Autorin

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hertzlese Avatar

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Ich liebe Ballett (also das Zuschauen). Wenn ich so darüber nachdenke, fand ich es dabei immer schon am bemerkenswertesten, dass die dahinter stehende Kraft, Anstrengung und Arbeit nicht sichtbar wird und jede Bewegung so leicht und vollkommen natürlich wirkt. Klar, Bernardine Evaristo ist keine Balletttänzerin, sondern Autorin (und als solche die erste Frau of colour, die den Booker Prize erhielt), aber in diesem Punkt sehe ich eine sehr eingängige Analogie. Evaristos Bücher fügen sich auf einfach berauschende Weise wie Puzzleteile zusammen und ich habe das beinahe an Sicherheit grenzende Gefühl, kein einziges Wort dürfte gegen ein anderes vertauscht werden; jedes sei genau an der Stelle, welche die Natur (well, Evaristo) für es vorgesehen hat. Aber auch hier steckt eben viel Anstrengung, Mut, Durchhalten, Erfahrung, Rückschläge, Kraft, harte Arbeit, Willen, Entwicklung und Unterstützung durch andere dahinter - ein Prozess, woran "Manifesto. Warum ich niemals aufgebe" die Leser:innen teilhaben lässt. Die (thematisch und nicht chronologisch gegliederten - wie gut!!) Erinnerungen und Reflektionen dieser großartigen Schriftstellerin sind eine fast bildhafte Auseinandersetzung mit Intersektionalität (als Schwarze Frau, die in Abschnitten ihres Lebens lesbisch lebt). Ich steh ja mal so gar nicht auf Ratgeber zur Persönlichkeitsentwicklung und positiven Affirmationen, aber in diesem Fall muss ich einfach zugeben, dass ich - wie sagt man im Ratgeber-Jargon - etwas für mich mitnehme. Und zwar dass ich an Problemstellungen in Zukunft wie Bernardine Evaristo rangehen möchte: „Ich überwand es, indem ich es einfach machte, was immer die beste Lösung ist.“ (S. 170)