Schweres Thema ziemlich geschönt behandelt

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sunny7 Avatar

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Vielen Dank für die Bereitstellung durch mytest und den Ullstein Verlag!


Zuerst hat mich das Cover angesprochen. Die sanften Farbtöne, viel Grün, der Blick aufs Meer und zentral das Rotkehlchen - da träumt man sich direkt in diese schöne Umgebung. Auch der Klappentext war sehr vielversprechend, doch leider kann der eigentliche Inhalt da nicht so recht mithalten.

Die Geschichte fängt recht langsam an. Die zahlreichen Personen werden vorgestellt und so plätschert die erste Hälfte des Buches oberflächlich und langatmig an. Marigold lebt mit ihrem Mann Dennis, ihrer Tochter Suze und Großmutter Nan in einem kleinen Dorf. Als dann noch Tochter Daisy aus Italien zurück nach Hause kommt, wird es eng im Haus, aber alle sind glücklich, dass die Familie wieder zusammen ist.

Marigold ist überführsorglich, kann schwer Kontrolle und Verantwortung abgeben, weil sie sich sonst überflüssig fühlt. Sie erfreut sich an Kleinigkeiten, was durchaus eine schöne Sache ist, aber sonst wirkt sie ziemlich altmodisch. Diese veralterten Ansichten wie zB die Frau muss sich um ihren Ehemann kümmern und mit Anfang 30 müsste man doch verheiratet sein, fand ich ärgerlich. Auch der übertriebene christliche Glauben war mir zu viel. Alle lassen sich wie selbstverständlich bedienen und keiner will wahrhaben als Marigolds Veränderung beginnt.

Die beginnende Demenz sollte eigentlich die vordergründige Thematik sein, rückt aber durch die sich entwickelnde Liebesgeschichte von Daisy und Taran in den Hintergrund. Das die Demenz so lange unentdeckt blieb, war für mich sehr unglaubwürdig. Auch wenn der Arzt hier mehr als inkompetent dargestellt wurde, hätte Marigolds beste Freundin Beryl schneller reagieren müssen, immerhin hat sie regelmäßig Kontakt zu einer Betroffenen. Das die Familie es ständig wegzureden versucht, hat mich oft die Augen rollen lassen. Mal davon abgesehen wie geschönt das alles beschrieben wird. Wer selbst Familienmitglieder hat die hat Demenz erkrankt sind, werden verstehen was ich meine.

Der Schreibstil ist sehr einfach gehalten und zu Beginn manchmal etwas holprig. Ungefähr ab der Hälfte des Buches wird es angenehmer. Die Dialoge sind oft oberflächlich. Mir fehlte es an vielen Stellen an Tiefe. Eine wirkliche Personenentwicklung macht nur Suze durch, von der verwöhnten, egoistischen Göre zum verantwortungsbewussten Familienmenschen.

Den Zusammenhalt im Dorf fand ich schön und auch die Idee mit den Puzzles. Sonst muss ich sagen, hatte ich mir doch wesentlich mehr von der Geschichte versprochen. Erst im letzten Drittel bekam die Story endlich Tiefe und Emotionen kamen auf. Und alles hatte viel zu sehr den "Friede, Freude, Eierkuchen" Schein und das hat leider mit der Realität wenig zu tun.