Wenn das Hier und Jetzt alles ist, was bleibt

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justm. Avatar

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Marigold, eine Frau in den 60ern, lebt ein bescheidenes aber schönes Leben mit ihrem Mann, ihrer Mutter und ihren Kindern in einem beschaulichen englischen Dorf, wo Gemeinschaft noch etwas ist, das man nicht nur vom Hörensagen kennt.
Soweit so gut. Man könnte fast den Eindruck haben in einem Rosamunde-Pilcher-Roman gelandet zu sein. Wäre da nicht die Tatsache, daß Marigold in letzter Zeit immer mehr Dinge zu vergessen scheint.

Julia Woolf hat mit "Marigolds Töchter" einen Roman geschrieben, der zwar nach den ersten 50 bis 60 Seiten schon erahnen lässt, wie der Rest des Buches verlaufen wird, schafft es aber neben den allgemeingültigen Klischees aller Liebes-Romane auch eine Geschichte über das Vergessen zu erzählen.
Eine Geschichte, in der eine an Demenz erkrankte Frau die Heldin sein darf. In der sie, ihre Familie, sogar das Dorf in dem sie wohnt und allen voran deren Bewohner im Kampf gegen die Demenz zusammenstehen und dabei jeder für sich auch etwas für sein eigenes Leben lernt.

Der deutsche Titel für das Buch ist leider nicht mal ansatzweise so passend wie der Original-Titel "Here and Now", also "Hier und Jetzt", denn das ist das, man könnte sagen, Motto, das sich durch das Buch zieht, wenn es um das Leben geht: "Was ist falsch am Jetzt?" Warum in der Vergangenheit oder der Zukunft leben, wenn alles, was man hat, das Hier und Jetzt ist?!

Wer also vom belanglosen deutschen Titel nicht abgeschreckt wird, den erwartet ein Roman über Familie, das Leben, das unendliche Leid des Vergessens, vor allem aber über die Liebe, die wenn sie auch nicht alles besiegen kann, zumindest dabei hilft, vieles erträglicher zu machen.