Episoden aus Sant'Amato

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regenprinz Avatar

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Dieser Roman verknüpft verschiedene, lebensnahe Episoden um die Bewohner des fiktiven Örtchens Sant'Amato an der ligurischen Küste mit den großen politischen Themen der Zeit (Weltkriege, Judenverfolgung, Partisanenkämpfe ...).

Die geschilderten Einzelschicksale wechseln dabei ab und überbrücken teilweise sogar mehrere Jahrzehnte. Manche Entwicklung liest sich so wirklich spannend und offene Fragen werden unerwartet an anderer Stelle gelöst. Vor allem wie die vom Balkon stürzende Touristin Reni Klopp aus Deutschland in die Handlung integriert war, hat mich sehr überrascht.
Das verschachtelte, mosaikartige Erzählkonzept wirkte auf mich jedenfalls klug durchdacht, warf mich mitunter aber auch aus dem Lesefluss, wenn ein neues Kapitel irgendwo völlig neu ansetzte.

Sehr schön fand ich die Atmosphäre der damaligen Zeit eingefangen. Alles, was das Flair und den Reiz Italiens ausmachte, findet sich im Buch wieder. Und die bekannten Schlager und italienischen Hits der 60-er Jahre jeweils vor den (Jahres-)Kapiteln einzubinden, ist eine total nette Idee. :)
Auch die Figuren wirken lebensnah und "echt", wobei ich manche Charaktere eher schwierig als sympathisch fand. Toll sind außerdem die unzähligen italienischen Details, sei es in den Dialogen oder bei den Bezeichnungen der Dinge, des Essens usw. Und über manche der historischen (Kriegs-)Geschehnisse in Italien wusste ich bisher tatsächlich recht wenig.

Was mir jedoch ein bisschen gefehlt hat, ist die sommerliche Leichtigkeit, die ich nach dem Cover und dem Klappentext erwartet habe. Die Episoden sind im Ganzen mehr Tragödien als Komödien. Enttäuschte Träume, vergebliche Lieben - außer Beppe scheint niemand wirklich gut durchs Leben zu kommen.
Den eigentlichen Schluss fand ich dann zusätzlich (und unnötig) deprimierend.