Italienisches Leben

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
milena Avatar

Von

Die Autorin Grit Landau hat einen sehr persönlichen Bezug zu Italien. Ihre Mutter krachte im Jahr 1960 von einem maroden Balkon in die Tiefe und verbrachte den Sommer im Gipsbett einer italienischen Klinik. Ihr Vater, ein Opernregisseur und Puccini-Experte, arbeitete mehrfach an der Mailänder Scala. Die Urlaube verbrachte die Familie mit den damals noch kleinen Kindern in der Regel ebenfalls in Italien. Diese privaten Sprengsel sind wunderbar in den Roman eingearbeitet, der knappe 10 Jahre umfasst und den jeweiligen Sommerhit des Jahres als Kapitelüberschrift trägt. Im Jahre 1960 war es Marina, Marina. Marina heißt die Ehefrau von Carlo Vassallo, dem Friseur in Sant'Amato, einem fiktiven Küstenort der ligurischen Küste. Die Vassallos, die Lanteris, die Parodis, die Amorettis und die Morones sind die fünf den Roman dominierenden Familienclans des Ortes, zum Teil miteinander verwandt, teils befreundet, teils verfeindet. Zum Glück hat die Autorin ein detailliertes Personenregister dem Roman vorangestellt, das man anfangs auch gut gebrauchen konnte. Nino, der halbwüchsige Sohn der Familie Lanteri, schmachtet die Mutter seines Freundes Matteo an, Marina Vassallo, ursprünglich aus Rom stammend. Er hat keine Ahnung, dass sein Vater ihr ebenfalls den Hof macht. Das ist nur eine der vielen Geschichten des Romans, der die Figuren immer wieder miteinander in Verbindung setzt, das deutsch-italienische Verhältnis ausführlich analysiert, die deutsch-italienische Vergangenheit mit einflicht und so ein Stück gelebte Vergangenheit dem geneigten Leser nahebringt. Ein ausführliches Glossar über italienische Ausdrücke und geschichtliche Anspielungen ist sehr hilfreich. Die drei typischen italienischen Rezepte ein liebevolles kleines Geschenk. Das Cover ist hinreißend dem Zeitgeist nachempfunden, sodass man mit Fug und Recht sagen kann, eine nette Lektüre, die einen Urlaub vorwegnehmen vielleicht gar ersetzen kann.