Gräber und verwelkte Blumen

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owenmeany Avatar

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Süffig wie Rotwein lesen sich die Bücher Carlos Ruiz Zafóns. Die Plots der beiden jüngsten Bestseller sind geschickt komponiert und animieren zum Verschlingen einer Seite nach der anderen.

Leider sind die Mittel, die er zu diesem Zweck anwendet, für den mündigen Leser allzu durchsichtig, um sich als ernst zu nehmenden Adressaten respektiert zu fühlen. Zafón spielt mit der Neugier der Literaturkonsumenten und webt das Tuch des magischen Realismus mittels Fäden aus wirkungsvollen, vermeintlich originellen, aber schiefen Vergleichen (heublondes Haar), durch keinerlei inhaltliche Rechtfertigung untermauerte Bezüge zur wirklichen Kunst (kafkaesker Kater) und Küchenphilosophie (»Man kann vom Leben nichts verstehen, solange
man den Tod nicht versteht«). Mit abgegriffenen Requisiten erzeugt er Atmosphäre und trägt mitunter dabei ein bisschen dick auf (Regen als goldener Tränenvorhang und die Straße wie abgestreifte Schuppen einer Schlange.

Taktisch überaus klug gewählt ist das Ende der Leseprobe: es öffnet sich ein Gang voller Gestank vergifteter Sümpfe und Schächte - wer da nicht nach weiterer Lektüre lechzt und das Buch vielleicht schnell kauft!

Mehrmals hat der Spanier bereits überwältigenden Erfolg gehabt, denn Kunstgewerbe verkauft sich eben gut. Warum auch nicht! Sobald sich die Masche tot gelaufen hat, wird es der Markt schon richten.