Über Vorurteile, politische Konflikte und religiöse Überzeugung

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Ohne große Umschweife wird der Leser von John le Carré in die Geschichte hineingeführt. Melik, 20 Jahre, türkischstämmiger Boxer aus Hamburg, der mit seiner Mutter Leyla um die Einbürgerung in Deutschland kämpft wird von einem verwahrlosten jungen Mann auf der Straße verfolgt. Der 23Jährige Issa ist ein Flüchtling aus Tschetschenien, gesundheitlich stark angeschlagen und streng muslimischen Glaubens, der bei Melik und seiner Mutter offensichtlich Schutz sucht. Trotz Meliks abweisenden und teils arroganten Verhaltens gegenüber Issa nimmt die Familie den „illegalen Einwanderer“, der so gerne Medizin studieren würde bei sich auf. Der Leser ahnt sofort, dass dies nicht nur für Issa eine große Gefahr darstellen könnte.

Nach und nach wird klar wer Issa ist, warum er lebensgefährliche Spuren von grausamen Misshandlugen am Körper trägt und warum er bei einem waghalsigen Unterfangen aus seiner Heimat geflohen ist.

Bereits auf den ersten Seiten werden die Gegensätze klar, die uns im Grunde genommen jeden Tag auf der Straße begegnen. Armut, Angst, Überheblichkeit, gekränkter Stolz und blinde Ignoranz.

Melik verkörpert zum einen das türkische Familienoberhaupt, das seine Familie vor allem Bösem bewahren will, von seiner Meinung absolut überzeugt ist und sich gerne aus Bequemlichkeit in die eigenen Vorurteile flüchtet. Zum anderen ist er der Einwanderer, der sich aus Angst vor politischen Kontrollen und Bespitzelungen seit dem 11. September 2001 nur noch abends in die Moschee traut.

Das Buch bearbeitet viele Fassetten gleichzeitig, zeigt wie sich auch Deutschland und insbesondere Hamburg nach den Anschlägen verändert hat. Das Buch macht neugierig und ich bin gespannt wie es weitergeht.