Inklusive Märchen

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lulu Avatar

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Shari und André Dietz erzählen bekannte Märchen aus neuer, inklusiver Perspektive. Downröschen ist der Intoleranz ihrer Zeit entflohen, um viele Jahre später aufzuwachen, in der Hoffnung, dass die Menschen nun besser mit ihrer Andersartigkeit umzugehen wissen. Humpelstilzchen hat zwar ein zu kurzes Bein, aber ein großes Herz und beweist viel Mut, als er das Baby der Königin rettet.

Alle fantasievoll umgeschriebenen Märchen fordern dazu auf, Menschen nicht auf Ihre Behinderung zu reduzieren, sondern ihre besonderen Qualitäten wahrzunehmen und zu schätzen. So können wir miterleben, wie Mari zwar nicht sprechen, aber mit ihrem ansteckenden Lachen und ihrer Furchtlosigkeit Grenzen überwinden und Sympathien gewinnen kann.

Den Autoren gelingt es, ernste gesellschaftliche Fragen rund um Behinderung, Vorurteile und Akzeptanz mit Leichtigkeit und Witz zu verbinden. So stehen nicht nur die menschlichen Protagonisten im Mittelpunkt, sondern auch der böse Wolf bekommt seinen Auftritt als liebenswerter Charakter mit fürsorglichen Qualitäten.

Die Märchen zeigen überraschende Wendungen und versuchen auch schwer Vorstellbares abzubilden, wie etwa Maris Eigenwahrnehmung eines epileptischen Anfalls. Durch die märchenhafte Verkleidung wird den Themen das Angsteinflößende genommen, ohne zu sehr zu bagatellisieren.

Ich denke, das Buch kann zu einer Beschäftigung mit dem Thema Behinderung einladen, die Lektüre sollte aber unbedingt durch Eltern oder Erzieher begleitet werden, zumal die klassischen Märchen bei den Kindern auch nicht mehr als selbstverständlich bekannt vorausgesetzt werden können.