Der Wunsch nach Selbstbestimmung

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la calavera catrina Avatar

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"Marschlande" erzählt von zwei Frauen: Britta Stoever, die mit ihrer Familie ein Haus in den Marschlanden gekauft hat und nun versucht, sich in ihrer neuen Heimat einzugewöhnen. Fasziniert von den Marschlanden, spaziert sie durch das geschichtsträchtige Gebiet nahe Hamburg und wird auf ein Straßenschild aufmerksam. Britta ist unglücklich, denn sie hat ihre Karriere als Geografin zugunsten der Kinder aufgegeben und wird von ihrem Mann kaum unterstützt, der beruflich aufsteigen konnte und meistens abwesend ist. Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die Marschlande so einiges anstoßen würden? Die andere Frau, um die es geht, ist Abelke Bleken, die 1580 in den Marschlanden lebte. Nach dem Tod ihres Vater hat sie den Hof allein geführt, bis ein Unwetter die Gegend heimsuchte und nur Abelke entsprechende Schutzmaßnahmen ergriff, weil ihr niemand glauben wollte. Gegenwart und Vergangenheit wechseln sich kapitelweise ab und Jarka Kubsova erzählt sehr atmosphärisch von den Marschlanden und zieht Parallelen zwischen zwei Frauen, die völlig unterschiedliche Leben im Marschland führen, aber unter sozialer Degradierung und Unrecht leiden, die ihren Ursprung vor fünfhundert Jahren nahm. Jarka Kubsova setzt Abelke Bleken ein Denkmal, eine besondere Hamburgerinnen, der unglaubliches Unrecht widerfahren ist. Sehr berührend geschrieben, macht der vergebliche Kampf, die Hexenverfolgung und das Klima der Angst fassungslos, während Abelke bis zuletzt große Stärke zeigt und ich am liebsten mehr von ihr gelesen hätte. Hexenforschung ist eine spannendes Gebiet, wie das ausführliche Nachwort noch einmal zeigt. Der Versuch, die Folgen aufzuzeigen, die Frauen heute noch immer ereilen, konnte mich nicht ganz überzeugen, aber es wurden viele Punkte angesprochen, die zum Nachdenken anregen und wichtige Impulse setzten, wie finanzielle Unabhängigkeit.