Frauen damals und heute

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misspider Avatar

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Wie bei den meisten Büchern mit historischem Kontext, die sowohl eine Geschichte in der Gegenwart als auch eine parallele Handlung aus der Vergangenheit erzählen, hat mir der historische Teil besser gefallen. Hierbei geht es um das Schicksal der Abelke Bleken, die als Hufnerin (Hofbesitzerin) in den Marschlanden lebte und schlussendlich enteignet, als Hexe verleumdet und auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde.
In der Gegenwartslinie ist Britta gerade mit ihrer Familie in die Marschlande gezogen. Doch obwohl sie sich in dem modernen Haus, das so gar nicht in die Gegend passen mag, nicht so recht wohl fühlt, ist sie von der Landschaft und der Geschichte der Gegend sofort fasziniert. Während sie beginnt, über Abelke nachzuforschen, kriselt es in ihrer Ehe immer mehr.
Abelke Bleken war eine bewunderswert starke und mutige Frau, die an den sozialen Gefügen der damaligen Zeit, den Seilschaften von Männern in Machtposition sowie dem Neid und der Missgunst ihrer Nachbarn gescheitert ist. Nicht zuletzt die aufkommende Hexenverfolgung hat ihr Schicksal besiegelt - eine Zeit, in der jedes falsche Wort, jede auffällige Tat in die Waagschale geworfen und als Beweis für ein vernichtendes Urteil angeführt wurde. Im Nachwort erläutert die Autorin die faszinierenden, aber vor allem erschreckenden historischen Fakten zu dem Thema.
Die zweite Hauptperson Britta fand ich leider durchweg ein wenig farblos. Ihr Schicksal und das ihrer Familie war zwar bewegend, hatte aber im Vergleich zu Abelkes dramatischem Lebensweg keine Chance. Im Buch hat Britta die Idee, über Abelke, aber auch über viele andere wichtige historische Frauen zu schreiben, die von der Gesellschaft vergessen wurden. Sehr gerne würde ich auch diese Geschichten im Detail erfahren.
Fazit: ein beeindruckendes Mahnmal für eine starke Frau, die an den Konventionen ihrer Zeit gescheitert ist.