In Wartepositionen

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"Im Hamburger Marschland lebt ums Jahr 1580 Abelke Bleken. Sie führt allein einen Hof und versucht, sich gegen ihre Nachbarn zu behaupten, in einer Zeit, die für unabhängige Frauen lebensgefährlich ist. Fast fünfhundert Jahre später zieht Britta Stoever mit Mann und Kindern in die Marschlandschaft. Ihre Arbeit als Geografin hat sie für ihre Familie aufgegeben, das neue zu Hause ist ihr noch fremd." (Klappentext)

Die Dramaturgie des Romanes #marschlande erinnerte mich stark an #eingeistinderkehle - dennoch ist sie eigen und auf keinen Fall schlechter. In einem abermals elegant flüssigen Sprachstil gebärt die empathische Feder von @jarka_kubsova zwei Frauen, die ihr Leben in sehr weit auseinander liegenden Epochen meistern müssen. Beide verbindet eine intrinsische Jagd nach wirkungsreicher Autarkie. Es geht darum, wie und ob Abele, die Frau von damals, sowie wie und ob Britta, die Frau von heute, ihre Wartepositionen verlassen, sich gegen die Erwartungen stellen, ihre Käfigstangen mit Popeye-Muskeln auseinanderdehnen - denn manches lässt sich nicht aufschieben.
Während in den Erzählpassagen von Britta eine gewisse Elektrizität wohnt, bestechen Abeles Erzählpassagen mit einer schleppenden Schwermut - das ist so fein sich ergänzend komponiert wie die Anmut einer schwankenden Kerzenflamme.

Der Themenkanon aus Gleichberechtigung, fehlender Meilensteine im Feminismus sowie die Anerkennung jeglicher Frauenarbeit - mit dem die Autorin auch schon in ihrem Debütroman #bergland hantierte - legt sich hier als verbindender Regenbogen in wechselnder Farbintensität über die beiden erzählten Zeitebenen.


Lieben Dank an den @s.fischer für das #rezensionsexemplar