Scheiterhaufen

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bavaria123 Avatar

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"Marschlande" ist ein Buch über zwei starke Frauen. Da ist zum einen die Bäuerin Albeke Bleken, die 1583 in Hamburg auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden ist. Und da ist Dr. Britta Stoever, Mitte 40, die in der jetzigen Zeit mit ihren Kindern Masha und Ben und ihrem Mann nach Ochsenwerder zieht.
Britta liest den Straßennamen, der Albeke zu Ehren vergeben wurde und beginnt. sich für deren Geschichte zu interessieren. Und auch wenn etwa 450 Jahre zwischen den beiden Frauen und ihrem Dasein liegen, so vereint sie doch noch einiges. Da ist der Wunsch nach Selbstbestimmung, das Ertragen müssen von Ungerechtigkeiten und das Hoffen auf Gleichberechtigung.

Die nicht zu langen Kapitel spielen mal in der Vergangenheit und mal in der Gegenwart, wobei der erste Satz immer auf beide Frauen zutrifft.
Das ist kein neues Stilmittel, gefällt mir für dieses Buch aber besonders gut.

Jarka Kubsova beschreibt die handelnden Personen und die Schauplätze sehr bildhaft. Zudem bemerkt man deutlich ihre akribische Spurensuche nach den Vorkommnissen rund um die Verfolgung und Verurteilung der vermeintlichen Hexe Albeke. Auch das Nachwort ist absolut lesenswert.

Der Anlass, dass ich zu dem Buch gegriffen habe, war ein Lesekreis. Und für solche Veranstaltungen kann ich "Marschlande" auch ausgesprochen empfehlen. Es bietet sehr viel Gesprächsstoff zum Austausch.

Einen kleinen Stern ziehe ich ab, denn so hoch interessant, erschreckend und emotional bewegend die Vorkommnisse um 1583 auch waren, so bleibt doch Brittas Geschichte dagegen ein wenig blass.

Eine Leseempfehlung spreche ich dann aber doch ganz besonders gern aus. Mir bleibt das Buch und die daraus resultierenden Gedanken auf jeden Fall noch lange im Kopf.