Teile und herrsche – bereits im Mittelalter

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borchi Avatar

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Das Buch Marschlande finde ich faszinierend.
Es erklärt plastisch, wie zementiert Macht und Einfluss sind und in einer Art sich selbst stabilisierendem System wohl auch bleiben werden, in dem die, die sich dagegen auflehnen könnten, nicht zusammenfinden (sollen).
„Hexe!“ rief man damals, und schon war ein Kritiker, gar vielleicht eine Frau, jemand unliebsames, unbequemes, ein Andersdenkender, gebrandmarkt, aus der Gesellschaft ausgeschlossen, seines Eigentums, seiner Rechte und vielleicht sogar seiner Gesundheit oder gar seines Lebens beraubt. Mit der bequemen Nebenwirkung, dass niemand sonst die nächste Hexe, der nächste Hexer sein wollte und besser schwieg, als sich aufzulehnen.
Weiterer nachdenkenswerter Aspekt aus dem Buch ist die dort genannte Tatsache, dass die Lebensleistung von Frauen in der Geschichte schlicht eher vergessen wurde als die von Männern. Oder Männer sich diese aneigneten, denn die zugehörige Frau war über den Mechanismus „Hexe!“ schnell aus dem Rennen.
Insgesamt ein Buch, das für die gleichberechtigten Rechte von Frauen u. a. auf Anerkennung und Akzeptanz einsetzt.
Der Schreibstil ist düster-marschlandig, der Leser kann problemlos in die Szenerie eintauchen. Für Geschichtsinteressierte und Fans des Nordens bietet das Buch außerdem viel Wissenswertes über die damaligen Gegebenheiten in landschaftlicher und gesellschaftlicher Hinsicht.