Zwei Frauen im Wandel der Zeit

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suzanne Avatar

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Das Titelbild des Romans von Jarka Kubsova hat mich sofort angesprochen: Ein herbstliches Fenster, ein paar übriggebliebene Äpfel und bis auf die roten Äpfel ist alles in Grautönen gehalten. Da war ich neugierig welche Geschichte sich dahinter verbirgt.

Der Roman erzählt die Lebensgeschichte zweier Frauen auf unterschiedlichen Zeitebenen in den Hamburger Marschlanden. Da ist Abelke Bleken, die um 1580 lebte und deren im Buch wiedergegebene Geschichte auf Tatsachen beruht. Und dann haben wir Britta Stoever, die in der heutigen Zeit mit Mann und Kindern in die Marschlande zieht und sich schwer tut sich in ihrem neuen Zuhause einzuleben. Auf ihren einsamen Spaziergängen durch die Gegend stößt sie auf die Spuren der Bäuerin Abelke und ist fasziniert von deren Lebensgeschichte.
Jarka Kubsova berichtet abwechselnd von den Lebensumständen von Abelke und Britta in einer sehr schönen und bildhaften Sprache, sodass ich gar nicht aufhören konnte zu lesen. Die Lebensumstände um 1580 werden sehr eindrücklich beschrieben und Abelke war mir sofort sympathisch. Ihr Kampf um ihren Hof, ihr Leben mit der Natur und der tägliche Kampf ums Überleben sind sehr fundiert wiedergegeben. Erschüttert hat mich auch der Umgang mit den Nachbarn, die sie als alleinstehende Frau argwöhnisch und neidisch betrachten und ihr die Hilfe verweigern. Dies alles macht das Unrecht erst möglich, das Abelke widerfährt.
Britta hat in der heutigen Zeit andere Schwierigkeiten, sie fühlt sich durch den Umzug entwurzelt, ihre Teilzeitstelle kann sie aus dem Homeoffice erledigen, ihre Ehe kriselt und sie hat wenig Kontakte in der neuen Umgebung. Angeregt durch lange Spaziergänge in der Umgebung in der sie ein Straßenschild zu Abelke Bleken entdeckt, beginnt sie damit deren Geschichte zu erforschen und knüpft so auch Kontakt zur Dorfgemeinschaft in den Marschlanden.

Fazit: Ein wunderbar geschriebener und lesenswerter Roman über eine alte Geschichte, die doch so alt nicht ist und auch in der heutigen Zeit Parallelen hat. Man sollte unbedingt auch das Nachwort der Autorin lesen, das die geschichtlichen Hintergründe vertieft.