Ein Hoch auf Tante Martha!

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kimvi Avatar

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Gestresst bricht Karen Thieme mit ihrem Mann Bernd, Teenagersohn Mark und Töchterchen Teresa zu einer Urlaubsreise auf. Diesmal soll es nach Schottland gehen. Aufgrund der gerade herrschenden Hitzewelle, erscheint das kühle Schottland Karen geradezu paradiesisch. Bevor die lange Autofahrt dorthin losgehen kann, möchte Karen sich noch ganz schnell von ihrer Großtante Martha verabschieden. Die alte Dame hat jedoch ganz andere Pläne. Sie möchte die Familie in den Urlaub begleiten und hat bereits die Koffer gepackt. Alle Versuche Karens, Martha von diesem Plan abzubringen, scheitern und so sitzt die Großtante bei der Abfahrt des Familienvans schließlich auf der Rückbank. Während der Fahrt stellt sich heraus, dass Martha sich deutlich vom Klischee einer verstaubten Rentnerin unterscheidet und an Demenz scheint sie auch noch nicht zu leiden. Im Gegenteil - sie entwickelt ungeahnte Talente und stellt die gesamte Reiseplanung auf den Kopf....


**Meine Meinung**


Das Buch ist in der Erzählperspektive geschrieben und in einzelne Kapitel unterteilt. Durch den flüssigen Schreibstil und die recht kurzen Kapitel wird man zum Weiterlesen animiert, sodass sich das Buch quasi von allein liest. "Martha im Gepäck" ist eine humorvolle Erzählung die wunderbar als Urlaubslektüre geeignet ist. Die lustige Möwe auf dem Cover passt zwar nicht zum Inhalt des Buchs, aber trotzdem sorgt sie, durch ihr niedliches Aussehen, schon mal für ein erstes Schmunzeln.

Der Einstieg ins Geschehen gelingt mühelos, da man sich die gestresste Karen Thieme gut vorstellen kann. Ihr Vorhaben, nur noch kurz bei Tante Martha vorbeizufahren und sich von der Erbtante für die nächsten zwei Wochen zu verabschieden, wird von der alten Dame mit einfachen Mitteln zum Scheitern gebracht. Zunächst wirkt Tante Martha etwas zerbrechlich und eher schrullig. Doch das Blatt wendet sich im Verlauf der Handlung schnell zu ihren Gunsten. Denn scheinbar gibt es nichts, was sie nicht kann oder weiß. Durch  spontanes Engagement, Sprachkenntnisse, Navigationstalente oder ganz besonderen Fähigkeiten, die Urlaubskasse aufzustocken, entkräftet Tante Martha mühelos die Vorurteile, die Karen ihr gegenüber insgeheim hatte. Denn Inkontinenzeinlagen gehören nicht zu Marthas Reisegepäck und es macht auch nicht den Eindruck, als ob die Tante an Demenz leiden würde. Schon bald wirkt sie deutlich patenter als die weitaus jüngeren Familienmitglieder und lässt diese ziemlich alt aussehen. Mit einem Augenzwinkern beschreibt Ulrike Herwig die unterschiedlichen Urlaubserlebnisse der Familie.

Es macht Spaß, die Familie auf ihrer Reise zu begleiten und die teilweise skurril wirkenden Ereignisse zu verfolgen. Diese dürften für manch unverhofften Schmunzler und das ein oder andere Lachen verantwortlich sein. Sonst wirkt die Reiseroute der Familie allerdings eher eintönig, denn die Fahrt durch die Highlands ist leider nur spärlich beschrieben. Im Mittelpunkt des Geschehens steht die Familie, die langsam begreift, was für eine interessante Person Tante Martha ist und die Frage, aus welchem Grund Martha die lange Reise eigentlich auf sich nimmt.

Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen dieses Romans wirklich gut unterhalten und Tante Martha wurde mir mit jeder gelesenen Seite sympathischer. Die anderen Familienmitglieder verblassen dadurch allerdings etwas, da sie einfach nicht mit der alten Dame mithalten können. Ich vergebe vier von fünf Bewertungssternen. Den einen ziehe ich ab, da die Geschichte manchmal etwas vorhersehbar war.