Ein „Roadmovie“ der anderen Art

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mazapán Avatar

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Darf eine alte nervige senile Tante mit in den oh so ersehnten Urlaub mitfahren? Natürlich nicht! Das kann doch nicht gut gehen! Genau das denkt Karen, eine frustrierte Frau und Mutter, Anfang 40, die sich ausnahmsweise auf etwas freut: auf den Jahresurlaub, mit ihrer Familie, weit weg von allem, von der langweiligen Arbeit, von dem Leben in der kleinen Mietwohnung im grauen Hochhaus. Nach Schottland, da wo es kühl ist, wo man Erleichterung vom heißen Sommer findet.

 

Leider hat sie die Rechnung ohne ihre Tante Martha gemacht.

Als Karen sich von der Tante für die Zeit des Urlaubs abmelden will, wird sie von ihr "erpresst": mitnehmen oder enterben.

Und so sitzt Tante Martha, diese 80- jährige Frau, als ungeplanter Gast auf dem Rücksitz des Familienwagens.

 

Schnell wird Karen, ihrem Mann und den zwei Kindern klar: Tante Martha scheint keine "normale Rentnerin" zu sein. Bald merkt die Familie, dass diese alte Dame voller Überraschungen steckt. Aus dem normalen ruhigen (und bestimmt langweiligen) Familienurlaub wird durch den ungeplanten Passagier ein "Roadmovie".

 

Und genau wie ein Roadmovie liest sich Ulrike Herwigs Roman "Martha im Gepäck", in dem eine 80-Jährige die Heldin verkörpert.

 

Schon nach wenigen Stunden Fahrt erlebt die Familie die ersten Katastrophen.

Gleichzeitig wird es allen langsam klar, dass Martha alles andere als eine klapprige Greisin ist. Spätestens auf der anderen Seite des Ärmelkanals steht fest: Martha hat eine Lösung für jedes Problem, und: Mit ihr auf der Reise erlebt man jede Menge Abenteuer!

Außerdem hat Martha ein Geheimnis... ein "schottisches Geheimnis". Ihre Familie denkt aber: Ein Geheimnis hat sie bestimmt nicht, sie ist einfach senil. Aber als sie Schottland erreichen, sehen sich alle gezwungen, ihre Meinung zu ändern.

 

In ihrem Roman beschreibt Ulrike Herwigs die schnelle Evolution einer Familie in wenigen Tagen. Natürlich ist Tante Martha die Ursache sonderbaren Entwicklungen.

Mit leichter Sprache und mit viel feinem Humor beschreibt die Autorin die abenteuerliche Reise. Der Leser begleitet Karen, Martha und den Rest der Familie bis Schottland und fühlt sich als Teil des Geschehens.

Auch wenn die Geschichte aus Karens Perspektive erzählt wird, ist Martha der Star, der absolute Hit, das Salz in der Suppe. Sie krempelt das langweilige Leben ihrer Verwandten um, und sorgt für den endgültigen Urlaubskick.

 

"Martha im Gepäck" ist eine Lektüre für warme Sommerabende auf dem Balkon oder Terrasse. Eine Lektüre, die dafür geschaffen ist, gute Laune zu produzieren, und böse Gedanken zu vertreiben.

 

Ich, meinerseits, begebe mich auf die Suche nach "meiner Tante Martha" in meiner Familie. Und bestimmt werde ich sie finden... ich muss nur das nötige Interesse zeigen und offen genug sein, um das Besondere in jedem zu entdecken!