Zum Niederknien gut!

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Die hier vorherrschende Verwirrung um Cover und Titel offenbart eigentlich nur, wie sehr die Leserschaft hierzulande bereits auf einen bestimmten Stil geprägt ist, mit dem die jeweiligen Genres auf dem Umschlag bereits codiert und entsprechend eingeordnet werden können. Schön, dass es trotzdem beim internationalen Motiv geblieben ist und der Verlag nicht auf die übliche Formel einer historisch gewandeten Frau vor weichgezeichnetem Hintergrund zurückgegriffen hat. Denn "Matrix" ist besonders: Als historischer Roman ist es eben kein plakativer Crowdpleaser vom Schlage der "Wanderhure" oder unzähliger verklärter Frauenpower-Biographien, sondern orientiert sich stilistisch und thematisch mehr an den eigenwilligen Werken der derzeitigen Königin im anspruchsvollen historischen Fach, nämlich Hilary Mantel - was umso bewundernswerter ist, wenn man bedenkt, dass Lauren Groff keine ausgewiesene Genre-Autorin ist, sondern in ihren Büchern meist näher an der Gegenwart bleibt. Letztlich kann sie aber schreiben, wie sie will, solange dabei Meisterwerke wie "Die Monster von Templeton" oder eben hier "Matrix" herauskommen. Kunstvoll schlängelt sich die Sprache (fast unanständig modern in der 3. Person Präsens) durch die karge historische Kulisse, reißt grob skizzierte Eindrücke für einen Moment aus dem Dunkel, mischt kurze Rückblicke nahtlos mit realistischen Beobachtungen aus einer Zeit und einem Leben, die uns beide so unerreichbar fern erscheinen. Mystisch, trotzig, direkt - ein Gegenentwurf zur trendigen History-Romanze und gerade darum so unerreichbar gut!