Poesie aus einer eigentlich rauen Welt

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merkurina Avatar

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Auch wenn ich häufig Buchcover mit Porträts nicht so mag, gefällt mir dieses: Ein so hübsches, nachdenkliches, ruhiges Mädchengesicht, das der poetischen Sprache dieses dünnen, an kleinen Formulierungswundern reichen Buches, gut entspricht.
Denn hier tut sich ein feiner, fast zarter Kosmos auf, in der Welt, den Riten, den Beziehungen auf einer Insel, die lange südlich-verschlafen im Meer lag und aufbrauste immer dann, wenn einmal im Jahr die Thunfische kamen und durchaus blutig und brutal ihr Ende fanden.
Diese archaische, eingeübte Welt neigt sich in der Erzählzeit des Bändchens dem Ende zu und wir nehmen lesend Anteil am zunächst fast unmerklichen, dann unübersehbaren Prozess. Dass plötzlich eine Frau die stets männliche definierten Aufgaben des Raìs übernimmt, geschieht fast verschämt und eben doch toleriert innerhalb der Inselgemeinschaft: So ähnlich wie auch monarchische Herrschaftshäuser weibliche Thronfolgerinnen genau dann zulassen, wenn kein männlicher Erbe aufzutreiben ist. Andere Veränderungen, die die Moderne bringt, sind viel eingreifender. Das Schicksal der Welt kommt in Katria an...

Ein wenig erstaunt mich, welch sanften Zauber die Erzählung der früheren Zeit verleiht, verführerisch säuselt der insuläre Süden, es findet sich kaum patriarchale Rohheit in dieser Beschreibung. Sondern: Eher Zusammengehörigkeit, Verwurzelung, Heimat. Eine Idealisierung vielleicht?
Eine wunderbare Leseerfahrung aber auf jeden Fall!