Sizilien in den 60er Jahren. Da haben altbewährte Traditionen, der Fischfang, Glaube an Gott und klare Rollenbilder einen festen Platz. In dieser Welt geschieht nun durch die Geburt der kleinen Nora immer mehr Umbrüche: Kann ein Mädchen der Rais, der Anführer der Thunfischfänger sein und so ihrem Großvater ebenbürtig werden? Auf dem Cover finde ich Nora gut getroffen, mit Blick in die Tiefe und zugleich stolz und stark.
Der Autorin gelingt es klar, die Konturen der einzelnen Personen mit ihren Ecken und Kanten und ihren je eigenen Entwicklungen herauszuarbeiten. Sie schlägt auch sehr schön und gut eingebunden viele Bezüge zu sozialen Themen in den einzelnen Zeitepochen des Buches. Sie hält somit unserer Gesellschaft einen Spiegel vor: Wie hältst Du es mit deinen Traditionen? was hält die Gesellschaft zusammen? Welcher Wandel ist gut und was lohnt bewahrt zu werden. Oder muss gelten: Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit?
Auf diesem Hintergrund ist das sehr dichte und fast poetisch geschrieben Buch von Germana Fabiano eine wirkliche Offenbarung, die hinter der Mattanza, der Tradition des Thunfischfanges wichtige Fragen aufwirft und behandelt.