Acht Frauen

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richratherin Avatar

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Acht Frauen stehen im Mittelpunkt des Debüt-Romans von Historiker und Autor Alex Hay. Ort der Handlung ist ein hochherrschaftliches Haus in der Londoner Park Lane, mit dem alle acht Frauen auf unterschiedliche Weise verbunden sind. Und während sich die Handlung des Romans unaufhaltsam ihrem Höhepunkt nähert, einer rauschenden Ballnacht im Juni 1905, legt der Autor die Verbindungen der Frauen offen, beschreibt die Geschichten ihrer Leben und Motivationen ihres Handelns.

Gerne habe ich mich als Leserin in dieses Beziehungsgeflecht rund um das Mayfair House hineinziehen lassen. Die Lebensgeschichten der Frauen waren für mich schlüssig, glaubwürdig und nachvollziehbar. Und auch den überraschenden Wendungen der Handlung konnte ich gut folgen.

Trotzdem bekommt der Roman von mir kein ungeteiltes Lob, und zwar auf Grund folgender Leseeindrücke: Die Handlung bleibt auf das Mayfair House beschränkt. Das Leben im London von 1905 wird nicht beschrieben. Die für den großen Coup benötigten Ressourcen an Mensch und Material sind einfach verfügbar, sind plötzlich da. Und das Wissen um gesellschaftliche Verhaltensweisen und die Etikette wird beim Lesepublikum vorausgesetzt. Hier sind Vorkenntnisse aus den (Dreh-)Büchern und Filmen von Julian Fellowes wie „Gosford Park“ und „Downton Abbey“ hilfreich. So wirkt es für mich manchmal, als ob die Protagonistinnen im luftleeren Raum agieren. Und auch das Verhalten und Handeln der Frauen scheint mir in seiner Zielstrebigkeit, Weitsicht und Durchsetzungskraft eher in das 21. Jahrhundert als an den Beginn des 20. Jahrhunderts zu passen.

Fazit: In seinem literarischen Debüt erzählt Alex Hay eine überraschende und fantastische Geschichte über starke Frauen, die mich gut unterhalten hat. Den historischen Unterbau bleibt der Autor jedoch schuldig beziehungsweise setzt ihn beim Lesepublikum voraus.