Ein Blick hinter die glänzende Fassade und die Enttäuschung darunter

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amelien Avatar

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„Aus einem Riss im Pflaster sprossen Mohnblumen, unbeachtet in den Schmutz getrampelt, reckten sie sich dem Himmel entgegen. Mrs King zupfte ein Blütenblatt ab, umschloss das karmesinrote zarte Etwas mit der Hand, hielt es warm.
Ihr erster Diebstahl.
Beziehungsweise die erste Korrektur. Denn es war kein Diebstahl, wahrhaftig nicht.“ (Seite 15-16)

Willkommen in London des Jahres 1905, wo die Upper Class in opulenten Villen residiert und die Dienstboten heimlich ihre eigenen Pläne schmieden. „Mayfair House“ mixt einen verlockenden Cocktail aus High Society und krimineller Energie, doch das Ergebnis ist nicht wirklich raffiniert wie versprochen, sondern hat leider einen bitteren Beigeschmack.

Vielversprechend beginnt die Geschichte mit der furchtlosen Haushälterin Mrs King, gerade frisch gefeuert und voller Rachedurst verbündet sie sich mit einer außergewöhnlichen Gruppe von unterschiedlichen Frauen. Ihr Plan: Ein Raubüberfall ihres ehemaligen Arbeitsplatzes, der prunkvollsten Villa auf der Park Lane. Während eines prächtigen Kostümballs wollen sie und ihre Mitstreiterinnen das komplette Haus leerräumen.

Die Idee versprach mehr als sie halten konnte. Reißerisch wird beworben Downtown Abbey meets Oceans 8, davon war aber nicht wirklich viel zu spüren. Ich kann nachvollziehen, warum diese Worte gewählt wurden. Es geht um ein altes prunkvolles Herrenhaus und dessen Angestellte und um einen geplanten Raubüberfall ebendieses bereits erwähnten Herrenhauses. Bedienstete und Raubüberfall. Ja das mögen die Parallelen zu den genannten Geschichten sein, aber mehr auch nicht. Die Elemente sind enthalten, aber die Umsetzung hat nicht dieselbe Sogwirkung und auch ansonsten nicht wirkliche Gemeinsamkeiten.

Das Buch liest sich etwas zäh, der rote Faden reißt an einigen Stellen und ist überladen mit vielen Figuren denen irgendwie die Tiefe fehlt. Außerdem wurde ich mit dem Charaktersammelsurium nicht ganz warm.

Insgesamt eine gute Idee, die aber an der Umsetzung scheiterte. Die Geschichte liest sich nicht ganz rund und holpert und hakt an einigen Stellen, was den Lesefluss nicht unbedingt förderlich war. Es wird eine edle Teeparty suggeriert, auf der jedoch das Gebäck trocken und die Gesellschaft steif ist. Das Buch hatte seine vergnüglichen Momente, die mir aber in ihrer Gänze zu wenig waren und mich somit ein wenig ernüchtert zurücklassen.

Randnotiz: Die Countdown Überschriften welche jedem Kapitel vorangehen erzeugten eine atmosphärische Spannung.


⭐️⭐️⭐️