Tolle Idee, nicht ganz so spannend wie erwartet

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seitenfeder Avatar

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Der Roman „Mayfair House“ von Alex Hay entführt den Leser*innen ins London des frühen 20. Jahrhunderts, genauer gesagt in die prachtvolle Villa Mayfair House.
Die langjährige Haushälterin Mrs. King, die nach dem Tod des Hausherrn entlassen wird, spinnt mit ihren sechs Komplizinnen einen raffinierten Racheplan samt Raubzug gegen die hochnäsige Erbin, die ihre Dienstboten schlecht behandelt. Die Handlung des Romans konzentriert sich vor allem auf die Planung und Durchführung des Raubzugs, der in der Nacht des großen Maskenballs stattfinden soll.
Besonders gelungen ist die Charakterisierung der Frauen, die allesamt frühere Opfer eines Systems waren, das Männer und Vermögen bevorzugte und das Recht diesen unterordnete. Durch geschickt platzierte Rückblenden erhält man Einblicke in die verschiedenen Beweggründe der Hauptfiguren, welche im Verlauf der Geschichte eine bemerkenswerte Solidarität untereinander entwickeln. Der Roman konzentriert sich auf die Figuren und ihre Beziehungen zueinander, sodass der Leser/die Leserin die Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen, gut versteht.
Der Kontrast zwischen den großen Festen, den beeindruckenden Häusern und der teilweise bitteren Armut der Protagonistinnen gibt dem Buch eine zusätzliche Tiefe. Die zahlreichen Schlagabtäusche zwischen den Frauen verleihen der Geschichte eine gewisse Würze. Hier trifft Gaunergeschichte auf britischem Humor.
Mrs. King als zentrale Figur ist besonders ansprechend gestaltet, und man kann ihre Beweggründe und Entschlossenheit gut nachvollziehen. Der eigentliche Raubzug verläuft jedoch etwas zu reibungslos, und es fehlt an dem Nervenkitzel und den überraschenden Wendungen, die man vielleicht erwartet hätte. Dies macht das Buch insgesamt nicht ganz so spannend, wie ich es mir erhofft hatte. Der Einstieg in die Geschichte gestaltet sich zudem zu Beginn etwas schwierig, da der Schreibstil nicht ganz so flüssig ist, und es bedarf einer gewissen Zeit, um die einzelnen Figuren zu unterscheiden. Das Cover sticht in Gold und Rot mit toller Haptik hervor. Im Innenteil ist ein Grundriss des Hauses, was mir sehr gut gefallen hat.
Die Idee des Buches ist gut, wenn auch die Umsetzung nicht ganz dem erwarteten Spannungsniveau entspricht. Trotzdem bietet der Roman eine leichte Unterhaltung und punktet mit einem tollen Cover, Karte im Innenteil und Nachwort des Autors.