Die Wiedergeburt einer alten Stimme – Medea zwischen Macht und Schmerz

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emmamarie Avatar

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Schon auf den ersten 45 Seiten von „Medea“ gelingt Rosie Hewlett eine mitreißende und zugleich erschütternde Neuerzählung des alten Mythos, die weit über eine klassische Nacherzählung hinausgeht. Als jemand, der sich sehr für die griechische Mythologie begeistert, hat mich Hewletts Zugang zu dieser vielschichtigen Figur sofort fasziniert. Sie versteht es, bekannte Motive neu zu beleuchten und einer oft missverstandenen Frau ihre eigene, kraftvolle Stimme zu geben.

Von Beginn an spürt man die erdrückende Atmosphäre in Medeas Welt: eine Kindheit voller Zurückweisung, Gewalt und Angst, geprägt von der Furcht vor ihrer magischen Gabe. Hewletts bildhafte Sprache lässt die Spannung zwischen Schicksal und Selbstbestimmung lebendig werden – und genau das liebe ich an mythologischen Stoffen: dass sie zeitlose menschliche Konflikte in eine fast magische Erzählung verweben.

Rosie Hewlett gelingt es, die Welt der alten Mythen mit moderner Emotionalität zu verbinden. Ihre Medea ist keine Nebenfigur männlicher Heldentaten, sondern eine selbstbestimmte, vielschichtige Frau, deren Schmerz und Stärke gleichermaßen berühren.

Ein kraftvoller Auftakt, der mich – als Liebhaberin griechischer Mythologie – sofort in seinen Bann gezogen hat.
Medea verspricht ein fesselndes, poetisches und zugleich düsteres Epos über Freiheit, Verrat und die Macht der eigenen Stimme.