Macht, Magie und Verletzbarkeit

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sonnenblumeberlin Avatar

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Schon auf den ersten Seiten wird klar: Medea ist hier keine bloße mythische Randfigur, sondern eine scharfsinnige, von Kindheit an ausgestoßene Erzählerin, die ihre eigene Dunkelheit kennt und nicht wegblinzelt. Der Einstieg mit der Verwandlung des Bruders zeigt sofort, wie selbstverständlich sie mit Magie umgeht – und wie wenig Verständnis ihr Umfeld dafür hat. Die Atmosphäre ist hart, von Gewalt des Vaters geprägt, aber gleichzeitig leuchtet da diese Faszination für Circe: eine mächtige, selbstbestimmte Frau, wie Medea gern wäre. Der Ton ist dadurch zugleich verletzlich und trotzig; man ahnt, dass Medea so geworden ist, weil niemand sie in ihrer Besonderheit haben wollte. Das macht neugierig auf ihren weiteren Weg – vor allem darauf, wie eine zur „Hexe“ gemachte Tochter eines grausamen Königs lernt, ihre Macht für sich selbst zu beanspruchen.