Magisch!

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Rezension zur Leseprobe von Rosie Hewlett – Medea
Schon die ersten Seiten von Rosie Hewletts Medea fesseln durch eine intensive, atmosphärische Erzählweise und eine moderne, psychologisch tiefgehende Interpretation der bekannten Figur aus der griechischen Mythologie. Hewlett erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive Medeas und gibt ihr dadurch eine kraftvolle, vielschichtige Stimme, die zwischen verletzter Kindheit, düsterer Magie und innerer Stärke changiert.
Die Eröffnungsszene (Medea verwandelt ihren Bruder als Kind in ein Schwein) ist schockierend und faszinierend zugleich. Sie zeigt sofort den Ton des Romans: brutal ehrlich, eindringlich und voller Ambivalenz. Medea wird hier nicht als reine Täterin oder Opferin dargestellt, sondern als komplexe Figur, die in einer grausamen Welt versucht, Macht und Identität zu finden.
Besonders beeindruckend ist Hewletts Sprache. Die Übersetzung von Simone Jakob bewahrt den poetischen, zugleich scharfen Stil des Originals: sinnliche Beschreibungen, intensive innere Monologe und präzise Bilder erschaffen eine dichte, beinahe magische Atmosphäre. Auch Nebenfiguren wie Circe oder Medeas Vater Aietes sind plastisch gezeichnet und lassen erahnen, wie sehr Macht, Angst und patriarchale Strukturen die Figuren bestimmen.
Die Leseprobe macht deutlich, dass Medea mehr ist als eine Nacherzählung eines Mythos – es ist eine feministische Neuerzählung, die Themen wie Selbstermächtigung, Gewalt, Identität und weibliche Wut ins Zentrum rückt.
Fazit:
Rosie Hewletts Medea überzeugt schon in der Leseprobe durch ihre sprachliche Intensität und psychologische Tiefe. Sie bietet eine moderne, dunkle und zugleich berührende Perspektive auf eine der berüchtigtsten Frauenfiguren der Antike. Ein Roman für alle, die Mythologie, starke Frauenfiguren und düstere, emotionale Geschichten lieben.