Medeas Lebensgeschichte stark erzählt

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nicky.hamo Avatar

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Schon das Cover ist ein Statement düster, geheimnisvoll, kraftvoll. Genau so wirkt auch die Leseprobe: wie ein Zauber, der einen langsam umfängt. Rosie Hewlett gibt einer Figur Raum, die in alten Mythen oft nur als „die Verrückte“ oder „die Böse“ bezeichnet wird. Hier darf Medea endlich selbst erzählen und das auf eine poetische, eindringliche Weise, die sofort fesselt.

Ich mochte besonders, wie Hewlett die Balance zwischen Mythos und Menschlichkeit findet. Medea ist nicht nur Hexe, sondern Tochter, Schwester, Schülerin, eine junge Frau, die nach Zugehörigkeit sucht und sich gegen ein Leben voller Schmerz und Unterdrückung auflehnt. Dass sogar ihre Tante Circe auftaucht und sie in Magie unterweist, ist ein wunderbares Detail, das die mythologische Tiefe noch verstärkt.

Der Schreibstil ist stark, bildreich und zugleich emotional, fast schon hypnotisch. Hinter der antiken Kulisse schwingen ganz moderne Fragen mit: Wer bin ich, wenn andere mich fürchten? Wie sehr formen Schmerz und Herkunft unsere Identität?

Eine eindrucksvolle, feminine und kluge Neuinterpretation eines alten Mythos und eine Leseprobe, die Lust auf mehr macht.