Sehr spannend!

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Schon die ersten Kapitel von Medea haben mich tief beeindruckt – sie ziehen einen sofort in eine düstere, magisch aufgeladene Welt, die zugleich grausam und faszinierend ist. Hewlett erzählt Medeas Geschichte aus ihrer eigenen Perspektive und verleiht ihr damit eine eindringliche, beinahe intime Stimme. Schon der erste Satz – die Verwandlung ihres Bruders in ein Schwein – schockiert, aber nicht um des Effekts willen, sondern weil er Medeas Wesen enthüllt: klug, wütend, verletzlich und auf beunruhigende Weise selbstbewusst.

Was mich besonders berührt hat, ist die Art, wie die Autorin Macht, Gewalt und Weiblichkeit miteinander verwebt. Medea wächst in einem kalten, brutalen Umfeld auf, in dem sie früh lernt, dass Gefühle Schwäche bedeuten – und doch bricht in ihren Gedanken immer wieder eine tiefe Sehnsucht nach Nähe durch. Ihre Begegnung mit Circe ist einer der stärksten Momente: Zwischen Bewunderung und Abhängigkeit entfaltet sich eine fast mythische Beziehung, die gleichzeitig Rettung und Verderben verspricht.

Der Stil ist poetisch und sinnlich, zugleich unerbittlich klar. Jede Szene ist bildgewaltig, jede Emotion fühlbar. Nach zwanzig Seiten war ich völlig gefesselt – nicht nur von der Geschichte, sondern von Medea selbst: einer Heldin, die man zugleich fürchtet und versteht.