Ein Mythos lebendig erzählt

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the.readingowl Avatar

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Ich war sofort gefesselt von diesem Buch, weil ich Medeas Geschichte aus der griechischen Mythologie vorher nur grob kannte. Rosie Hewlett erzählt sie hier aus ihrer eigenen Perspektive, und das macht richtig viel aus. Medea wird als junge Frau gezeigt, die mächtig, verletzlich und gleichzeitig clever ist. Sie wächst in einem Umfeld auf, das alles andere als liebevoll ist, und muss früh lernen, sich durchzusetzen. Manche ihrer Entscheidungen sind schwer nachzuvollziehen, aber sie passen zu ihrem Leben.

Besonders spannend fand ich die Beziehung zu Jason. Anfangs wirkt er wie der klassische Held, doch schnell merkt man, dass er nicht so einfach zu durchschauen ist. Die Dynamik zwischen beiden ist komplex, manchmal verletzend, manchmal faszinierend. Es ist keine Liebesgeschichte wie aus dem Lehrbuch, sondern ein echtes Macht- und Gefühlsgeflecht.

Rosie Hewlett schafft es, die mythologische Welt lebendig werden zu lassen. Kolchis wirkt magisch, bedrohlich und gleichzeitig sehr real. Die Nebenfiguren, zum Beispiel Circe, bleiben im Gedächtnis und machen die Geschichte noch runder. Ich mochte besonders, dass Medea nicht einfach als böse Hexe dargestellt wird. Man versteht sie, leidet mit ihr und ärgert sich gleichzeitig über manche Entscheidungen.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und angenehm zu lesen. Man will das Buch kaum aus der Hand legen, weil es spannend bleibt und man immer wissen möchte, wie Medeas Weg weitergeht.