Eine Geschichte mit viel Potential

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern Leerer Stern
steffis_buecherwelt Avatar

Von

Hinter dem sehr gelungenen und ansprechenden Buchcover verbirgt sich Rosie Hewletts Neuerzählung der griechischen Mythologie rund um „Medea“ – die Hexe von Kolchis.
Medea hat die Gabe der Zauberei und wird deshalb nicht nur gefürchtet, sondern gar verachtet. In patriarchalische Machstrukturen reingeboren wird sie vor allem zum Spielball ihres Vaters, der sie nicht nur für seine Zwecke missbraucht, sondern ihr auch Schaden zufügt. Medeas Kindheit ist geprägt von Gewalt, Unterdrückung und fehlender Freiheit. Doch ihr immerwährendes Ziel, aus dem Gefängnis auszubrechen, scheitert immer wieder, bis eines Tages Jason und die Argonauten auftauchen.
Als Leser hatte ich schwankende Gefühle gegenüber Medea. Einerseits hatte ich unendlich Mitleid mit ihr und ihrem Schicksal, dem Hass und der Abneigung, der ihr entgegenschlägt und der fehlenden Liebe und Geborgenheit, die bereits ihre Kindheit bestimmten. Andererseits fand ich sie manchmal einfach nur unbedacht, unreif und blind und konnte manche ihrer Entscheidungen oder Handlungen nicht nachvollziehen. Denn sie ergaben für mich trotz ihrer Vergangenheit einfach keinen – oder besser gesagt: erst recht keinen Sinn.
Die restlichen Charaktere sind verständlich aufarbeitet. Als Leser bekommt man von allem etwas. Jene Charaktere, die man gar abst0ßend findet. Diejenigen, die einem unsympathisch sind. Aber auch sympathische, einfühlsame und starke Charaktere, die vieles bewirken können.
Da ich die ursprüngliche Erzählung nicht kannte, war die Geschichte neu für mich. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Dennoch fiel es mir wirklich schwer in die Geschichte reinzukommen. Letztendlich konnte sie mich zu keinem Zeitpunkt voll und ganz in ihren Bann ziehen. Ich kann auch nicht genau sagen, warum das so ist. Thematisch finde ich die Geschichte super, erzählt sie doch von patriarchalischen Machtstrukturen, der Angst vor Fremden, der Angst vor der Macht anderer und der Stärke einer Frau, die sich gegen die Ungerechtigkeit, die ihr entgegengebracht wird, aufbäumt. Und obwohl diese Themen genau meinem Interesse entsprechen, wurde ich mit der Geschichte einfach nicht warm. Es hat mich nie gereizt, weiter zu lesen und zu erfahren, was als nächstes passiert. Vielleicht kam das Buch für mich einfach nicht zur richtigen Zeit.