Zwischen Magie, Macht und Verletzlichkeit

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„Medea“ ist eine Nacherzählung einer Geschichte aus der griechischen Mythologie, in der eine Figur eine Stimme bekommt, die in vielen klassischen Texten nur als Bösewichtin auftaucht. Rosie Hewlett zeigt in diesem Buch eine Medea, deren verletztes Vertrauen sie Schritt für Schritt in die Einsamkeit treibt. Sie wird zu einer Figur, die sich real anfühlt – gefangen zwischen Macht, Verpflichtung und inneren Gefühlen.

Im Zentrum der Geschichte steht vor allem Medeas Lebensweg. Von ihrer Kindheit bei den Kolchis bis hin zur griechischen Welt erzählt Hewlett nicht einfach nur einen Mythos nach, sondern fokussiert sich insbesondere auf Medeas Sichtweise: Ihre Herkunft, ihre Magie und ihre Hoffnungen.

Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass das Buch an einigen Stellen nicht ganz die Tiefe erreicht, die es noch eindringlicher hätte machen können. Bestimmte Szenen werden recht zügig abgehandelt, und gerade gegen Ende verläuft die Handlung etwas zu hastig, um alle Entwicklungen wirklich nachfühlen zu können. Das zeigt sich auch im Schreibstil: Manche Passagen sind sehr atmosphärisch und berührend, während andere eher nüchtern wirken.

Fazit:
„Medea“ ist eine spannende Neuinterpretation, die einer Figur, deren Geschichte lange von männlichen Autorenstimmen dominiert wurde, endlich mehr Komplexität und Menschlichkeit verleiht. Auch wenn mich nicht jeder Aspekt restlos überzeugen konnte, hat mir die Geschichte sehr gefallen. Allen zu empfehlen, die sich für feministische Literatur oder griechische Sagen begeistern können.