Rasant, spannend, überraschend

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druckdeufel Avatar

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Zufällig entdeckt eine junge Frau im Wasser der Kopenhagener Hafeneinfahrt ein Auto, darin zwei Tote. Brisant, denn bei einem handelt es sich um den Chef des polizeilichen Nachrichtendienstes.
Schon bald ist klar, dass hier nichts so ist, wie es scheint, und nicht nur an der Aufklärung des Falles gearbeitet wird, sondern ebenso an der Verschleierung.
In seinem sechsten Band der Reihe um den schwedischen Kommissar Fabian Risk eröffnet Autor Stefan Ahnshem mehrere Handlungsstränge und führt sie nach und nach zusammen.
Wir begegnen Dunja Hougard, die obsessiv daran arbeitet, den verhassten Polizeichef Kim Sleizner zu Fall zu bringen, Fabian, der mit dem Verlust seines Sohnes zu kämpfen hat, Jan Hesk, dem der Fall übertragen wird und der etwas unsicher in die Ermittlungen einsteigt. Das klingt komplex, ist es auch, zumal Ereignisse der vorhergehenden Bände stark in die Gegenwart hinein spielen. Doch auch, wenn es äußerst empfehlenswert ist, die Bände in chronologischer Reihenfolge zu lesen, findet man sich als Neueinsteiger bald zurecht, zumal Ahnshem keinerlei Mühe hat, seine Personen in ihren jeweiligen Lebenssituationen so zu charakterisieren, dass sie unmittelbar als Individuen erstehen.
Nicht alles ist so ganz glaubhaft. Nicht immer geht es hundertprozentig schlüssig zu. Und manches wirkt doch ziemlich übertrieben. Aber was über allem steht, ist die gnadenlose Spannung, die einen hindert, das Buch aus der Hand zu legen. Herzklopfen wird zu Herzhämmern wird zu Herzrasen, ein Ende der Fahnenstange ist nicht in Sicht. Im Wesentlichen zwei Parteien, Dunja und Kim Sleizner, nehmen sich nichts in Bezug auf Verbissenheit, Einsatzbereitschaft und Findigkeit, um über den jeweils anderen den Sieg davon zu tragen. Das gerät überaus rasant, ein Wechselspiel der Kräfte, das von beider Kreativität lebt. Jede Möglichkeit wird genutzt, jeder Winkelzug versucht. In Verbindung mit dem hervorragenden Schreibstil, der Tendenzen zu einem literarischen Ausdruck in genau dosiertem Maße zulässt, wird das Lesen zu purem Vergnügen.
Voraussetzung ist allerdings, dass man nicht allzu sensibel ist, denn einige Szenen sind recht blutig und brutal und rücken den Roman deutlich in die Nähe eines Thrillers. Für diejenigen, die das nicht abschreckt, gilt: unbedingt lesen!