Geschwisterliebe?

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sofatex Avatar

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Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut. Vorweg, die Illustrationen sehen richtig toll und sehr liebevoll gestaltet aus und auch das Thema, das Format und die Pappbindung passen zusammen und sorgen für ein optisch tolles Kinderbuch.

Vom Inhalt bin ich tatsächlich etwas weniger begeistert. Die Situationen sind durchaus realitätsnah, aber die Lösungen sagen mir oft nicht so zu. Zum Beispiel darf dann der Große Bruder zuerst den Becher haben, weil er Älter ist. Fairer wäre es gewesen, wenn das Kind das ihn heute zuerst geholt hat den Becher bekommt und das andere Kind morgen. Dann bekommt ihn doch die kleine Schwester, weil sie weint. Kann ja durchaus mal sein, dass die Großen es dann abgeben, aber für mich war das einfach, sie weint dann bekommt sie es, wie es meistens in der Realität der Fall ist. Ich kenne da viele große Geschwister die ähnlich gehandelt hätten, weil sie das auch so gesagt bekommen. Gib ihr das doch, dann weint sie nicht. Da hat das Buch wieder zugestimmt, dass wenn die kleinen weinen, die Großen direkt zurück stecken müssen. Auch habe ich das Gefühl das Kinder keine Konflikte mehr alleine lösen sollen, sondern die Lösungen immer präsentiert bekommen.
Es muss immer ein Erwachsener den Konflikt für die Kinder lösen, anstatt die Lösung anzuregen, oder die Kinder es einfach mal selbst probieren zu lassen.
Da wären die Bilderbücher tolle Vorbilder, wenn sie zeigen würden, wie Kinder das alleine Lösen und welche Wege sie gehen, ohne direkt Hilfe zu brauchen. Das wäre dann artgerechte Sozialisierung unter Kindern.

Die Tipps am Ende fand ich auch etwas zwiespältig, einerseits sollte vieles einfach logisch sein und nicht mit allem kann ich übereinstimmen. Schon die Überschrift, dass Geschwister sich nicht mögen aber respektieren müssen und das so kommuniziert bekommen sollen, fand ich herb. Denn wenn Geschwister, in dem jungen Alter, sich garbnicht mögen, ist da in meinen Augen etwas schief gelaufen. Dann stimmt da doch familiär irgendwas nicht, oder?
Dann fand ich den Part "wir ergreifen keine Partei" absolut daneben, denn manchmal geht es nicht anders. Nicht selten ärgern sich Geschwister und manchmal ist es auch tatsächlich so, daß ein Geschwisterkind das Andere ständig ärgert oder ihm etwas weg nimmt hier muss ich Partei ergreifen. Kinder müssen lernen, dass falsches Verhalten auch mal Konsequenzen hat. Diese müssen natürlich im Verhältnis stehen und logisch sein, aber dennoch konsequent.

Alles in allem fällt es mir schwer das Buch zu "bewerten" weil einige Aspekte drin vorkommen, die ich nicht als positiven geschwisterlichen oder familiären Umgang empfinde.