Daniela Krien - Punkt

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suse9 Avatar

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Kann man den Verlust eines Kindes verkraften? Ist es möglich, dass das Leben danach trotzdem weitergeht? Ich möchte mich weder mit diesen Fragen noch dem Thema auseinandersetzen und lese Romane mit derartigen Inhalten nicht. Da ich Daniela Krien als Autorin aber sehr schätze, schaute ich mir die LP an.

Die Autorin enttäuscht auch dieses Mal nicht. Sie versteht es, mit einer fast sachlich, distanziert wirkenden Sprache, die trotzdem nicht emotionslos ist, die Situation, in der sich Linda befindet, zu schildern. Dabei verzichtet sie auf eine romantische Verklärung sowohl des Land- als auch des Ehelebens. Der Bussard – oder war es doch ein Falke? – wird beim nächsten Angriff auf ihre Hühner dran glauben müssen, die Straße durch das Dorf stellt sich als sehr gut frequentiert heraus, und das neue Glück ihres Ehemannes ist ein Stein zu viel für ihre Seele, die sich mit einem beginnenden Tinitus rächt. Daniela Krien schafft eine Atmosphäre, in der ich mich als Leser den Protagonisten nahe fühlen kann, auch wenn sie nicht unbedingt sympathisch wirken. Es wird interessant herauszufinden, ob die Autorin für Linda eine nachvollziehbare Perspektive findet oder die Geschichte in einem „Alles-wird-gut – Kopf-hoch“-Klischee endet.