Ein weiteres Highlight meines Lesejahres 2024

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lielo99 Avatar

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Im letzten Moment kann Linda eine ihrer Hennen vor dem sicheren Tod retten. Ein Bussard hält sie bereits in seinen scharfen Krallen gefangen. Linda schreit und wedelt kräftig mit ihren Armen. Endlich lässt der Greifvogel die arme Henne los und die überlebt den Angriff unbeschadet. Das Leben auf einem Hof gestaltet sich aufregender als gedacht. Wie gut, dass nicht jeder Tag so ereignisreich ist.

Linda ist eine Frau mittleren Alters. Sie lebt völlig zurückgezogen in einem kleinen Ort nahe Leipzig. Eigentlich war es eine Flucht, die sie hierhintrieb. Sie kann den plötzlichen Tod ihrer Tochter nicht verarbeiten. Möchte liebend gerne sterben und nur die Tiere halten sie am Leben. Ihren Mann liebt sie noch, so denkt sie. Er besucht sie regelmäßig und gibt die Hoffnung nicht auf, dass sie zurückkommt in die gemeinsame Wohnung.

„Mein drittes Leben“ berichtet über ein ernstes Thema, das die Autorin dennoch humorvoll umsetzte. Was mir dabei sehr gut gefiel, ist die Begegnung mit Natascha und deren Tochter Nine. Ja, im Gegensatz zu ihr hatte Linda 17 Jahre lang ein gesundes Kind, das ihr nur Freude machte. Natascha sorgt sich um ihr Kind und weiß oft nicht, wie sie die Zukunft gestalten soll. Diese andere Perspektive lässt auch Linda differenziert über ihr Schicksal nachdenken.

Daniela Krien hat eine Begabung für Sprache, die mich fasziniert. Viele ihrer Gedanken kann ich nachvollziehen und sie sind niemals absurd. Sie schreibt über Menschen in Ausnahmesituationen und schaffte es, dass ich mit Spannung dem Fortgang der Geschichte entgegensah. Ein lesenswertes Buch, das viel mehr als fünf Sterne verdient.