Trauer und Vergänglichkeit

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lesefin__ Avatar

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„Denn wenn ein Kind geht, nimmt es dich mit. Es lässt nichts mehr von dir zurück als eine welke Hülle.“

Kriens neuer Roman ist nichts für schwache Nerven. Es ist eine Geschichte von tiefem Schmerz, Verlust und der schwierigen Suche nach einem Sinn im Leben.

Das Buch erzählt die tragische Geschichte von Linda, die ihre 17-jährige Tochter bei einem Verkehrsunfall verliert. Dieser Verlust zieht sie in einen Strudel tiefer Trauer, aus dem es scheinbar kein Entkommen gibt. Krien schildert eindrucksvoll, wie Linda versucht, mit ihrem Schmerz umzugehen. Sie kämpft darum, ihren Alltag zu bewältigen, doch die Trauer überwältigt sie immer wieder. Ihr Ehemann steht ihr zwar zur Seite, doch die Ehe wird durch den Verlust auf eine harte Probe gestellt. Linda zieht sich zunehmend zurück und sehnt sich nach Einsamkeit. Als wäre der Verlust ihrer Tochter nicht genug, wird sie auch noch mit einer Krebsdiagnose konfrontiert. Trotz all des Unglücks bleibt ihr Mann an ihrer Seite und begleitet sie durch diese schwere Zeit.
Im Krankenhaus trifft Linda auf eine ältere Frau, die ihr anbietet, in ein kleines Dorf zu ziehen und sich um ihr Haus und ihre Hühner zu kümmern, nach ihrem Tod. Diese neue Umgebung bietet Linda zwar eine gewisse Ruhe, doch sie lebt weiter in einem Zustand des Dahinsiechens. Die Tage ziehen schleppend vorbei, geprägt von Gartenarbeit, Spaziergängen mit dem Hund und einem tiefen Schlaf, in den sie sich dank Schlaftabletten flüchtet. In Rückblenden erfahren wir mehr über ihre verstorbene Tochter, deren Verlust Linda so sehr prägt, dass sie sich immer weiter von der Außenwelt abschottet. Die Trauer erdrückt sie, und sie sieht keinen Sinn mehr im Leben. Ja, wie kann man mit einem solchen Schmerz weiterleben? Lohnt sich das Leben noch? Gibt es noch Hoffnung?

Krien geht in diesem Roman tief in die Themen Trauer, Verlust und Vergänglichkeit ein. Die Schilderungen sind bedrückend und ehrlich, ohne je ins Kitschige abzudriften. Ja, dieses Buch war traurig, stellenweise fast unerträglich. Die Geschichte hat mich emotional sehr mitgenommen, und ich musste mehrmals innehalten, um das Gelesene zu verarbeiten. Die Darstellung von Lindas Trauer war so intensiv und realistisch, dass ich mich manchmal fast erdrückt fühlte. Obwohl das Buch nie kitschig wurde, war es mir stellenweise einfach zu viel – zu viel Tod, zu viel Krankheit, zu viele schwerwiegende Fragen. Der ständige Umgang mit Tod und Krankheit, die moralischen Fragen und die Suche nach dem Sinn des Lebens waren belastend. Doch genau das scheint auch die Absicht der Autorin zu sein – die Leser*innen zu konfrontieren und zum Nachdenken zu bringen.
Trotz allem finden sich in der Geschichte auch kleine Funken der Hoffnung. Der Roman ist tiefgründig und psychologisch feinfühlig erzählt; er regt dazu an, über die großen Fragen des Lebens nachzudenken.

Ich finde es wichtig, dass Bücher wie dieses existieren. Sie zeigen, wie unterschiedlich Menschen mit Verlust umgehen, und öffnen uns die Augen für die Tiefen menschlicher Emotionen. Auch wenn es für mich persönlich zu traurig war, konnte ich dennoch die tiefgründige Auseinandersetzung mit den Themen Trauer und Vergänglichkeit wertschätzen.