Verlust und Trauer
Verlust und Trauer. Daniela Kriens neuer Roman "Mein drittes Leben" hat mich tief bewegt. Die Geschichte wirkt derart authentisch - fast könnte man meinen, sie sei autobiographisch. Und das scheint die große Fähigkeit der Autorin zu sein - sich in (verzweifelte) Lebenslagen einzufügen. Sylvia, die 17-jährige Tochter von Linda und Richard erleidet einen tödlichen Unfall. Nichts im Leben ist mehr, wie es vorher war; vielmehr teilt Linda ihre bisherige Lebenszeit in drei Leben ein: Das Leben vor der Geburt ihrer Tochter, die 17 Jahre mit Sylvia und die Zeit nach dem größtmöglichen aller Verluste, dem Tod des Kindes. Zwar gibt es für Trauer keine Regeln, gleichwohl aber Erwartungen des Umfeldes, nämlich, dass man mit der Zeit ('nach spätestens einem Jahr') den Verlust verarbeitet und ins Leben zurückgefunden haben müsse. Linda aber geht eigene Wege; distanziert sich zusehends von ihrem Mann und zieht in ein kleines Dorf, um sich ihrer Trauer auf ganz eigene Art zu widmen. Daniela Krien beschreibt, wie sich Linda zunächst total zurückzieht und schließlich ganz langsam wieder selbst das Leben zutraut. Warnung an alle potenziellen Leser:innen - das ist kein 'Heile-Welt-und-alles-wird- gut - Buch'. Und gerade deshalb umso lesenswerter.