Laden verrottete Lippen zum Küssen ein?

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goldberry Avatar

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Eignen sich Zombies als Protagonisten für einen Liebesroman?

 

R ist ein Zombie. Er kann sich weder an seinen vollständigen Namen noch an seine Vergangenheit erinnern. Mit den anderen lebt er in einem verlassenen Flughafen, unternimmt regelmäßig Beutezüge nach draußen und versucht das Hirn von so vielen Menschen wir möglich zu essen. Nur dann fühlt er sich für kurze Zeit lebendig. So lernt er auch Julie kennen: Erst tötet er ihren Freund und kostet ein Häppchen von seiner Gehirnmasse, dann schwappen die Gefühle des Getöteten auf ihn über und er beschließt das Mädchen zu retten und zu sich zu bringen... Beschreibungen von aufgeknackten Gehirnen, halb verrottetem Fleisch und sich ablösenden Körperpartien, bringen einem die Zombiekultur etwas näher ;)

 

Erwartet man bei diesem Buch einen oberflächliche Liebesromanze, dann liegt man falsch. Die Themen, die gewälzt werden, sind an sich gigantisch. Das Ende der bekannten Welt ist gekommen. Seuchen, Erdbeben und besonders die Zombieplage haben die Städte entvölkert, nur noch in einzelnen Enklaven ist ein sicheres Leben möglich. Es geht um Moralvorstellungen, Liebe, Menschlichkeit und die Frage nach dem Warum des Lebens.

 

Mich selber hinterlässt dieser Roman mit zwiespältigen Gefühlen. Ich stelle fest: Ein Zombie eignet sich nicht zum Küssen. Denn „leider“ war R von Anfang an anders als die anderen Zombies. Noch nicht so verrottet, menschlicher, nachdenklicher. Und dann fing seine allmähliche Regenerierung an, bis er zum Schluss wieder menschlich wurde. Richtig originell wäre eine Romanze zwischen einem wirklichen Zombie und einem Menschen gewesen. Aber da ist der Ekel-Faktor wohl einfach zu hoch.