Mein fahler Freund

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regenprinz Avatar

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Isaac Marion hat ein ungewöhnliches Buch geschrieben. Nicht nur, weil mit dem Zombie R. als Protagonist eine sehr ungewöhnliche Figur im Zentrum des Romans steht, sondern auch, weil die Geschichte für mich von allem ein bisschen hat - ein bisschen Lovestory, ein bisschen Endzeitstimmung, ein bisschen Sozial- und Gesellschaftskritik, ein bisschen Humor, ein bisschen Phantastik und ein bisschen Roadmoviehaftes. In dieser Mischung ist mir das bisher jedenfalls noch nie begegnet.

Weil die zombietypischen Szenen einigermaßen sachlich-distanziert abgehandelt und nicht breitgewalzt werden, hält sich der Ekelfaktor in Grenzen. Mir kam das sehr entgegen, weil ich allzu drastisch Blutiges abstoßend finde und nicht lesen mag. Da R. aber wirklich sehr liebenswert gezeichnet ist, mit seiner Sinnsuche, seiner Nachdenklichkeit und schließlich auch seiner Fürsorge für Julie, konnte ich gar nicht anders, als ihn zu mögen. Genau wie seinen Freund M., der sich später R's Mission anschließt oder z.B. die spielenden Zombiekinder. Der Autor schafft es tatsächlich, meine Sympathien für diese Gattung zu wecken - das hätte ich vor diesem Buch nie für möglich gehalten. ;-)

Julies Vergangenheit, ihre Familiengeschichte, ihre Beziehung zu Perry, all das bringt zusätzlich ein bisschen Tiefgang in die Geschichte. Da hätte ich R. gewünscht, dass er auch noch etwas über sich selbst und seine Vergangenheit herausfindet, aber die ist wohl unwiderruflich verloren, genau wie sein vollständiger Name. Dennoch ist das Ende unerwartet hoffnungsvoll.

Sprachlich flüssig und ausgefeilt, gespickt mit humorvollen Details, ließ sich das Buch auch gut lesen.

Fazit: Irgendwo, irgendwie, irgendwarum ist das ein verdammt schönes Buch gewesen. Danke, dass ich es vorab lesen durfte!