"Mein fahler Freund"- eher Science-Fiction als Fantasy

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bovary Avatar

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“R“ ist ein Zombie und kann sich an sein früheres Leben, wie jeder Zombie, nicht mehr erinnern. Er lebt in einer postapokalyptischen Welt auf einem verlassenen Flughafen in einer „Zombiekolonie“. Auf einem der Jagden auf Lebende trifft er auf Julie, der Freundin des Jungen, dessen Gehirn er soeben (teilweise) verspeist hat, verschont sie seltsamerweise und nimmt sie mit zum Flughafen…

 

Ich fand die Geschichte flüssig zu lesen und sie hatte gerade die richtige Länge. Sie enthält witziges, romantisches, abenteuerliches („Verfolgungsjagden“), gruseliges (es kommen ja auch Zombies vor), gesellschaftskritisches (Anspielungen auf die heutige USA?) und philosophisches.

Das Philosophische fand ich persönlich eigentlich am Besten: Der Mensch, der gar nicht mehr richtig lebendig ist, sondern innerlich schon tot und verwesen. Die Geschichte hat mich zum Denken angeregt. Ich habe mich gefragt, was gewisse Dinge und Personen im Buch wohl für eine Bedeutung haben. Nur bin ich noch nicht darauf gekommen, was die Skelette/Knochen eigentlich sollten?

Interessant fand ich auch die Anspielungen auf Shakespeare (“R“ und Julie, klingelt da was).

 

Leider waren viele Dinge aber auch nicht wirklich neu. Das besondere Paar, welches (positive) Veränderungen auslöst gibt es schon lange und in der heutigen Zeit ist es ja geradezu zu einer Manie geworden irgendeine „Fabelfigur“ in eine Geschichte einzubauen (Vampire, Werwölfe, Zombies etc. verbunden mit „Stolz und Vorurteil“, „Sherlock Holmes“ oder sogar „Heidi“ etc.). Auch das Leben nach dem Kollaps ist nicht neu. Ein ähnliches Szenario kam schon in der „Stadt der Blinden“ vor.

Etwas Neues ist sicher, dass es eine Zombie-Liebesgeschichte ist (sonst sind es ja eher Vampire). Und die Quintessenz der Geschichte: Liebe überwindet alles, ist zwar nicht neu, aber eben zeitlos.

Vermisst habe ich eine Erklärung für die „Seuche“, wie ist sie überhaupt entstanden. Ich hätte auch gerne gewusst, wie Julie vorher lebte und überhaupt mehr aus R’s Leben, bevor er ein Zombie wurde.

 

Fazit: Ich bin nicht gerade ein Liebhaber zeitgenössischer Vampir (etc.) Geschichten, welche es heute leider in Massen gibt. Doch „Mein fahler Freund“ (fand den deutschen Titel zwar ein wenig irreführend, wird die Geschichte doch aus R’s Perspektive erzählt und nicht aus Julie’s) würde ich darum empfehlen, weil die Geschichte auch anregt, darüber nachzudenken (was für Anspielungen stecken dahinter) und nicht einfach nur „trivial“ ist.